Kajaani – Manamansalo – ein Steinzeitdorf und Närrä

Dienstag, 21.07.2015, 5. Tag

Frühstück gibt es bei sonnigem, herrlichem Wetter mit Blick auf den See in hervorragender Umgebung. Als wir abfahren (und das folgende Foto entsteht) hat es sich schon ein wenig zugezogen, kalt ist es aber nicht.

mit dem Wohnmobil durch Finnland

Wir starten weiter in den Norden. Unterwegs haben wir den in Finnland so typischen Regen-Sonne-Mix. Immer wieder wechselt das Wetter sehr schnell. Der Plan ist heute ca. 270 Km zu fahren. 

(3. Bild ist eine Baustelle)

Wir kommen gut voran, machen keine weiteren Pausen und sprechen uns irgendwann über CB-Funk ab am nächsten größeren Ort anzuhalten und ein wenig zu shoppen. Die Wahl fällt auf den größten Ort in der Nähe:

Kajaani

Kajaani [ˈkɑjɑːni] (schwed. Kajana) ist eine Stadt im Norden Finnlands mit 37.781 Einwohnern (Stand 30. September 2014)*

Unmittelbar in der Nähe eines Einkaufszentrums finden wir tatsächlich einen Parkplatz, auf dem wir mit  3 Mobilen parken können. Wir lernen Kajaani als ruhigen Ort kennen, schlendern durch die Einkaufsstraße und sehen in einige Läden hinein. In 2,5 h wollen wir uns alle wieder auf dem Parkplatz treffen. So ist für alle ausreichend Zeit sich umzusehen. Zufällig haben wir tatsächlich die Einkaufsstraße des Ortes erwischt. Ein Geschäft ist neben dem anderen und es bleiben keine Wünsche offen. Einige Läden halten dennoch eine Überraschung bereit: 
Man meint ein Sportsachengeschäft zu betreten, steht allerdings nach zwei Regalen in einem Jagtzubehörladen. Die Turnhosen werden zu Tarnhosen …

In einem großen Einkaufszentrum vergeht die Zeit plötzlich recht schnell, denn in den verschiedenen Abteilungen gibt es viel zu entdecken. Auffallend sind die enormen Angebote an Grills und deren Zubehör.

Eine weitere scheinbar typisch finnische und sehr beliebte Freizeitbeschäftigung fällt uns auf:

Glücksspiel an Automaten in Finnland

Einige Male haben wir es gesehen und dem Geschehen gar keine Beachtung geschenkt. Unser sonst so umfassend guter Reiseführer geht auf diese Glücksspiele nicht ein. In Geschäften und vor allem in Supermärkten stehen im Kassenbereich meist mehrere Automaten. Immer – IMMER – stehen Spieler jeder Altersgruppe davor.

Das Glücksspiel hier in Finnland. … und da sind nicht Computer- oder Handyspiele gemeint, sondern richtige Spielautomaten wo man um Geld spielt (und nur verliert). Sind die Finnen süchtig nach diesen Automaten? Um ehrlich zu sein habe ich nur ganz selten einen Automaten gesehen, an dem nicht gespielt wurde. Egal zu welcher Uhrzeit, es steht immer jemand davor.

Wir kommen zum Mobil zurück und entdecken – gleich hinter dem Parkplatz – wieder etwas typisch finnisches

Traditionelles Teppichwaschen in Finnland

Man möchte fast meinen, sie gehören zum Kulturgut Finnlands. Die Teppichwaschplätze. Wenn Touristen zum Beispiel an einer Dampferfahrt entlang von Helsinkis Küste teilnehmen, werden sie ihnen genauso gezeigt und erklärt, wie die vielen Saunahäuschen auf den Inseln vor der Hauptstadt. In Finnland hat jede Frau irgendwann einmal Flickenteppiche gewoben. Wenn nicht, dann hat sie welche auf dem Markt gekauft. Auch wenn beim Betreten des Hauses in Finnland immer die Schuhe ausgezogen werden, die Teppiche werden dennoch staubig. Gewaschen werden sie draußen am Wasser. Dafür gibt es von den Gemeinden aus Umweltschutzgründen eingerichtete Waschplätze, deren Abwasser mittlerweile in die städtische Kanalisation geleitet wird. Die 500.000 finnischen Sommerhausbesitzer waschen ihre Teppiche natürlich am eigenen Strand. Bei schönem Wetter trocknen die traditionellen finnischen Flickerlteppiche schnell. So hat Teppichwaschen jetzt Hochsaison. Nach neuesten Untersuchungen werden die Gewässer nicht von den Waschmitteln − traditionell Kernseife, zu Finnisch „mäntysuopa“ – belastet, sondern vom Schmutz der Teppiche.*

Wir sehen den Teppichwäschern zu, denn wir wissen davon – im Reiseführer wurde dieses Thema längst angesprochen. Der Fluss, an dem wir uns gerade befinden heißt Kajaaninjoki.

Der Kajaaninjoki (schwedisch Kajana älv) ist ein Fluss in der finnischen Landschaft Kainuu. Der etwa zwölf Kilometer lange Fluss bildet den Abfluss des Nuasjärvi zum Oulujärvi und stellt gleichzeitig das letzte Glied einer Seenkette dar, die sich von Kuhmo bis zum Oulujärvi erstreckt.*

Wir verlassen Kajaani in nördlicher Richtung und steuern dann über die 8820 auf eine Insel Inmitten des

Oulujärvi

Der Oulujärvi [ˈɔu̯lujærvi] (deutsch auch „Oulusee“) nordwestlich der Stadt Kajaani gelegen, ist das fünftgrößte Binnengewässer Finnlands mit einer Wasserfläche von 887 km², die neben Kajaani auch Teile der Gemeinden Paltamo, und Vaala umfasst. Er hat mehrere Zuflüsse, wie den Kajaaninjoki in Kajaani und den Kiehimänjoki in Paltamo und entwässert über den Oulujoki in den bottnischen Meerbusen.*
Wie die meisten finnischen Seen, ist der Oulujärvi seicht und hat eine mittlere Tiefe von 7 m. Auch sein tiefster Punkt liegt nur 35 m unter dem Wasserpegel. Die geringe Tiefe ermöglicht eine schnelle Erwärmung des Wassers. Im Sommer ziehen vor allem die Sandstrände von Manamansalo, der mit 76 km² größten Seeinsel Finnlands, viele Badegäste an. Zugefroren bleibt der Oulujärvi meist von Ende November bis Anfang Mai.*

Wieder wechselt das Wetter nach Lust und Laune, wieder geht es auf Landstraßen mit 90 Km/h durch den Wald.

Wir haben auf der Karte gleich 2 Campingplätze entdeckt und sehen sie uns nun an. So würden wir auf dem luxuriöseren der beiden Plätze im Wind, der über den See heranweht, gut sortiert auf Waldboden stehen. Die Entscheidung, doch den anderen Platz anzufahren fällt also im Grunde das Wetter durch den Wind. Hinter der Insel stehen wir deutlich windgeschützter direkt am Wasser auf folgendem Platz: 

Manamansalon Portti

Webseite, googlemaps

Leider ist die Sonne noch nicht zu sehen, doch diese Zeit können wir gut nutzen, um Pilze zu suchen. Schon auf derFahrt durch den Wald haben Sylvie und Carsten aus dem Mobil die Kappen der Pilze entdeckt. Bei der Größe der Pilze ist eine ordentliche Mahlzeit für alle garantiert. Heute Abend gibt es also: Pilzpfanne!

Als wir in der finnischen Sauna – heute elektrisch betrieben – sitzen, regnet es. Heute bezahlen wir pro Person 7,-€/h. Natürlich führt auch hier ein Steg von der Sauna in den See. Der See hat eine recht angenehme Temperatur. (Name des Sees: Kaivannonsalmi)

Als wir zurück zum Stellplatz kommen, ist das Wetter wieder sommerlich schön. Auffällig spät wird es dunkel. So können wir noch vor den Mobilen sitzen und uns einen schönen Abend machen.

Ein „Rundblick“ vom Ufer des Campingplatzes.

Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

mit dem Wohnmobil durch Finnland
ca. 290 Kilometer, Fahrzeit ca. 4 Stunden


Mittwoch, 22.07.2015, 6. Tag

Sonne scheint ins Dachfenster! Es ist Windstill und schon beim Aussteigen merkt man ihre enorme Kraft. Es ist angenehm warm und zum Frühstück können wir schön draußen sitzen, auf den See schauen und essen.

… was immer mal so passiert …

Vor der Abfahrt brauchen wir zwingend Wasser. Heute Morgen musste ich schon – noch halb eingeseift – zur Platzdusche laufen, denn unser Wassertank war während ich duschte alle und leergeduscht …
Die Dusche hier auf dem Platz ist – sagen wir mal – nicht die luxuriöseste und könnte gern mal saniert werden. Der übliche „Kampf“ mit dem Duschvorhang bleibt leider nicht aus …

Zur Abreise tanken wir finnisches Wasser in den Tank unseres Mobils. Hier in Finnland ist man stolz auf das Quellwasser. Es ist sehr sauber und weich. Kalk gibt es nicht. Finnen brauchen ihr Geschirr nicht abtrocknen, es wird keine Wasserränder geben. Ganz Helsinki wird aus einem Fluss versorgt, dessen gestautes Wasser nur wenig behandelt werden muss, um als Trinkwasser benutzt werden zu können.

Wir starten in den Norden und fahren bald auf der 8823 einer kleinen Nebenstraße, die uns auf die 22 führt. Heute hat es sich ergeben, dass wir vorn fahren. Wieder geht es durch Wälder. Das ist eine Tatsache, auf die man sich hier verlassen kann, wenn man im Norden unterwegs ist, fährt man ewig durch Wälder. Mit unseren Mobilen dürfen wir 90 Km/h fahren und diese Reisegeschwindigkeit halten wir mit 3 Womos.

der Elch

Auf einer kleinen Lichtung rechts an der Straße steht er plötzlich 
– majestätisch, dunkel, fast schwarz – und wir sehen uns an. 
Auge in Auge mit dem König der skandinavischen Wälder – einem gigantisch-großem Elch!!! Ich kann ich nur schnell Kerstin sagen, dass sie hinsehen soll … gleichzeitig bremse ich, das Mikro des Funkgerätes fällt mir vor Schreck aus der Hand und als ich es endlich wieder gefunden und in der Hand hab brülle ich hinein: 
RECHTS – EIN ELCH – GANZ SCHWARZ – ANHALTEN!!!!“ 
Ich schnappe mir den Fotoapparat als wir stehen, springe aus dem Mobil, renne zurück und sehe – – – nichts. Kein Elch mehr da. Karsten steht kommt dazu … und – ja – er hat noch gesehen, wie der Elch in den Wald ging. 
Auf seinen Fotos ist er auch nicht mehr zu sehen. Es ging so schnell! Als es weitergeht haben sicher alle die Augen geschärft und scannen förmlich die Lichtungen und Waldränder ab …     
Rentiere sehen wir noch einige, doch einen Elch gibt es vorerst nicht mehr zu sehen.

Das Steinzeitdorf

Bald biegen wir auf die 849 ab und fahren Richtung Steinzeitdorf. (Age village
Das haben sie hier wirklich sehr schön gemacht.

Zurück in die Steinzeit
Begeben Sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit und erforschen Sie die Spuren unserer Vorfahren. Das Kierikki Steinzeit Zentrum ist eine archäologische Ausstellung und ein Aktivitätenzentrum nordöstlich der Stadt Oulu (Fahrtzeit ca. 45 Minuten). Kierikki ist ein Fundort einer frühen Steinzeit-Siedlung, die weit vor 7.000 Jahren bewohnt wurde. Heute ist Kierikki ein modernes archäologisches Zentrum mit einem schönen hölzernen Hauptgebäude, einem rekonstruierten Steinzeit-Dorf und einem Hotel. Es gibt eine archäologische Ausstellung und ein Restaurant. Das Zentrum ist umgeben von reiner finnischer Natur. Die Rekonstruktionen im Steinzeit-Dorf basieren auf 40 Jahren Forschung. Im Dorf finden Sie viele Aktivitäten zum Mitmachen.*   Quelle

Gleich nachdem man hineinkommt kann man sich einen Film ansehen. (Sprache: Finnisch, engl. Untertitel) Dem Gebäude folgt ein kleines Museum, wird uns ein Einblick in die Ausgrabungen vermittelt. Das Museum ist nicht groß, aber liebevoll eingerichtet, So sind wir schnell durch und es beginnt der Rundgang, auf dem man das Steinzeitdorf erleben kann. Wir starten auf Holzwegen, denn hier am Fluss ist Sumpfgebiet.

Nach einiger Wegstrecke erreichen wir das Dorf. Feuer brennen, Einbäume liegen im Wasser und die Steinzeitdorf-Bewohner des Dorfes aus dem gerade gesehenen Film laufen hier herum! Mit ihnen kann man sogar die alten Waffen ausprobieren.

… jetzt trainieren wir …

Wir schießen mit Pfeil und Bogen auf ein „Rentier“, schleudern Speere gegen ein Fell, sehen in die Hütten und schleifen Pfeilspitzen. Es ist toll angelegt und macht Spaß!

Das Bogenschießen ist ursprünglich eine der ältesten Jagdformen der Menschheit und spielte lange Zeit als Fernwaffe in kriegerischen Auseinandersetzungen eine bedeutsame Rolle.*

Nun geht der Rundgang erst richtig los! Auf dem Weg zurück sind die Fallen nachgebildet, die zur Steinzeit verwendet wurden. Ist das hier interessant und anschaulich dargestellt! Vieles kann man probieren und versteht so das Prinzip der  Fallen.

TIPP: Jedem, der hier in der Nähe ist, kann ich den Besuch dieses Dorfes nur wärmstens empfehlen! Es ist sehr interessant und beeindruckend in diesem Museum.

Hui – fast 2,5 h haben wir hier im Dorf verbracht. Die Zeit verging wie im Fluge.

Für die heutige Nacht haben wir uns einen nicht weit entfernten Campingplatz in nördlicher Richtung ausgesucht. Er soll an der „849„, nahe dem Ort Oijärvi liegen. Idyllisch gelegen und von Wasser umgeben soll er sein. Als wir ankommen ist jedoch alles verlassen. Einige Hütten stehen noch, doch nichts hier erinnert an einen laufenden CP – Betrieb. Nicht einmal die Wohnhäuser sind besetzt. 
… wir klopfen, doch nichts regt sich und durch die alten Gardinen kann man ins Haus sehen … 
Plötzlich fallen einem Gruselfilme ein und die Einsamkeit wird plötzlich Gespenstisch und Beklemmend. Aber auf dem Weg hierher haben wir einen Rastplatz gesehen, den wir nun nutzen werden. (googlemaps) Es ist ein

finnischer Wasserwanderrastplatz

Er ist sehr ordentlich angelegt, verfügt über einen Badestrand mit Umkleidekabinen, Toiletten und ein großer Speicher für Feuerholz steht bereit. Gleich zwei Feuerstellen sind auf dem Areal angelegt und mit den daran üblichen Grill-/Topfschwenkern, sowie Bänken versehen. Dieser Platz liegt inmitten eines Birkenwaldes. Das allein schon ist ein ungewohnter, aber gleichzeitig ein sehr schöner Anblick. So wird vor jedem Mobil
geschnippelt und als die Vorbereitungen abgeschlossen sind kann es losgehen.

Bald prasselt das Feuer und im Hordentopf wird heute Gulasch „a la All“ (mit Etwas von Allen) zubereitet. Als das Fleisch angebraten ist kommt es noch einmal heraus und alles geschnittene Gemüse in den Topf. Als es 20 Minuten kocht kommt das Fleisch wieder hinzu und nun hängt der Topf über dem Feuer und köchelt nun noch eine Stunde über dem Feuer vor sich hin.

Am Ende kommen Kartoffeln hinein, um ein wenig Sämigkeit zu erreichen. Im Mobil kochen schon Nudeln. Bald wird gegessen und es hat sich gelohnt, denn es schmeckt wirklich wieder einmal sehr lecker! Ein finnischer Arbeiter, der hier den Rasen geschnitten hat, lehnt dankend ab als wir ihm eine Schüssel reichen. Er hätte eben erst zu Hause etwas gegessen sagt er. Ob der Gute wusste, was ihm entging?

Den restlichen Abend verbringen wir am Feuer. Es gibt genug zu erzählen und da wir nun so hoch im Norden sind, das es nicht mehr dunkel wird, merkt gar keiner wie die Zeit vergeht …


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

mit dem Reisemobil durch Finnland
ca. 235 Kilometer, Fahrzeit ca. 2,5 Stunden

* Zitat Wikipedia