Trelleborg, CP Kust, Mittsommer in Schweden

… mit dem Wohnmobil nach Finnland, Vesterålen und zur schwedischen Ostsee 

Donnerstag, 20.06.2019, 1. Tag

Den Wecker brauchen wir nicht stellen, selbst nach all den Reisen, die wir hinter uns haben sind wir gespannt und auch ein kleines bisschen aufgeregt. In den letzten Wochen hatten wir in Brandenburg enorm heiße Temperaturen am Tag, die selbst in der Nacht nicht weniger wurden. Geplant ist das – Stammlesern bekannte – Frühstück bei meinen Eltern.

Ich hole das Mobil aus der Garage und tanke gleich voll (1,209 €/ltr.). Ein guter Preis, denn etwa 10 Minuten später werden 1,299 € verlangt … Wir räumen den Kühlschrank ein und die Technik kommt an Bord. Dann gibt es Frühstück. Noch während des Essens zieht sich der Himmel zu und ein schöner, anhaltender Landregen prasselt herunter.  
… nun gibt es nicht einmal ein Foto vom Abschied …

der Jahresurlaub hat begonnen – auf zur Ostsee

Pünktlich 9°°Uhr verlassen unseren Heimatort Brandenburg an der Havel.

Erst regnet es noch, später regnet es weniger, bleibt aber bewölkt. Wir steuern nach Baabe und erreichen gegen 14°°Uhr

Rügen, die größte deutsche Insel

Wir kommen gut in Baabe an, treffen uns hier mit Kerstins Eltern. Sie sind hier im Urlaub und nur 30 Kilometer von Sassnitz und dem Fährhafen von StenaLine entfernt. Passt also 👍🏻

Gegen halb acht stehen wir an der Fähre an (Abfahrt 23°°Uhr), nutzen noch einmal den Shop, um Getränke zu holen und warten dann …

Pünktlich läft die „Sassnitz“ ein, wird entladen und bald schon sind wir dran – wir sind ja die neue Ladung. ?

Die Beladung der Fähre klappt gewohnt gut, das Einweisungspersonal ist gut drauf und pünktlich laufen wir aus. Die See ist glatt, so haben wir eine ruhige Überfahrt.

Dann fahren wir durch die Nacht … insgesamt 4,3 h. Da die Kombüse geöffnet hat, können wir noch einen kleinen Snack verspeisen und uns auf die kommenden Tage (vor)freuen.

Der weitere Plan ist: nach der Fährfahrt noch 2 – 3h inTrelleborg zu schlafen und dann den Campingplatz Kust Camp anzufahren. Jeder an Bord versucht ein wenig zu schlafen …


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 390 Kilometer, Fahrzeit ca. 5 Stunden


Freitag, 21.06.2019, 2. Tag

Schweden – endlich wieder in Schweden

Von der Fähre ist es nicht weit bis zum Stellplatz und hier stellen wir uns vor die Tore. Nach 2,5 h Schlaf klingelt der Wecker und unsere Fahrt geht weiter. Zum ersten Mal fahren wir in Schweden die 23. Eine Landstraße, die ich jedem Schwedenerstbesucher empfehlen würde, denn wir kamen gut voran und es war so schön Schwedisch …

Sie führt durch Wälder, an Seen vorbei und auch die typischen Häuschen passen sehr schön in die Landschaft. Wir hatten Glück mit dem Wetter und konnten die Fahrt so richtig genießen. Das Panorama vor der Scheibe ist beeindruckend.

Die Fahrt zur Ostsee auf der 212 ist spannend und die Natur spielt hier noch einmal alle Trümpfe aus. Es erinnert schon fast an norwegische Fjorde, doch es ist die Ostsee, die hier um die vielen Schäreninseln spült.

Eine Schäre (schwedischskär; norwegischskjær oder skjer) ist eine kleine felsige Insel, die in den Eiszeiten entstand, als das von Skandinavien und Nordamerika ausgehende Inlandeis die darunterliegenden Gesteinsmassen überströmte und abschliff. So bildete sich ihre flache, abgerundete Form. Sie können wenige Quadratmeter bis einige Quadratkilometer groß sein.*

in den Schären der Ostsee – Kust Camp Ekön

Webseite, googlemaps

Wir sind schon sehr gespannt, ob wir noch einen Platz bekommen, denn es war nicht möglich auf dem Campingplatz einen Stellplatz zu reservieren. In der Hauptsaison kann man nur 5 Nächte buchen … wir bleiben nur zwei!

… zu dem ist auch noch Mittsommer – ein ganz großer Tag für Schweden …

Eine Sonnenwende oder Sonnwende, auch Solstitium (lateinisch für „Sonnenstillstand“) genannt, findet zweimal im Jahreslauf statt – in geographischen Breiten außerhalb der Tropen wird zu diesem Datum der niedrigste oder der höchste mittägliche Sonnenstand erreicht.*

Als wir zum Platz kommen, sind wir sehr überrascht, denn die Lage ist tatsächlich fantastisch. Obwohl wir am Rand des Platzes stehen, können wir sogar das Wasser sehen … jetzt aber erst einmal kurz stärken. ??

Auf Anhieb gefällt uns dieser Platz. Er ist momentan gut besucht. Auf einer kleinen Runde, die wir spazieren, fällt schnell auf, das überwiegend Einheimische hier zu Gast sind. Immer wieder kann man vor allem ein Lied hören, das immer mehrere singen:

Helan går sjung hoppfaderallanlallanlej,
helan går sjung hoppfaderallanlej.
Och den som inte helan tarhan heller inte halvan får.
Helan går sjung hoppfaderallanlej!

Mittsommer / midsommar in Schweden

Wir kommen selbst gerade ein wenig zur Ruhe, da wird es unruhig auf dem Platz. Von überallher strömen die Leute zusammen und alle treffen sich am Spielplatz. Hier steht auch der Midsommerbaum.

Midsommar, Mittsommer in Schweden

Am Mittsommerabend wird ein mit grünen Blättern geschmückter Baumstamm aufgerichtet, der Mittsommerstange (midsommarstång) oder Maistange (majstång) genannt wird. Maj hat hier nichts mit dem Monat Mai zu tun, sondern geht auf das altertümliche Verb maja („mit Blumen schmücken“) zurück. Die Stange sieht in den verschiedenen Regionen des Landes jeweils etwas anders aus, auch einzelne Orte haben oft ihre eigene Tradition. Der Stamm wird mit Blättern und Blumen geschmückt und aufgerichtet, danach wird im Kreis um ihn herumgetanzt, wobei verschiedene Spieltänze üblich sind.*

… alles tanzt ?

Es wird voll und voller, Großeltern, Kinder und Eltern stehen in mehreren Reihen um den Baum, fassen sich an die Hände und tanzen und singen zusammen. Ich mache ein paar Bilder und ein Video, gehe in die Reihe und tanze einfach mit … singen ist nicht so einfach, doch den Tanz beherrscht man schnell! 

Eines dieser Tanzlieder ist Små grodorna: Es handelt von Fröschen und man imitiert beim Tanzen deren Bewegungen. Zum Fest zieht man sich fein an, die Mädchen und Frauen haben meist weiße oder blumige Kleider an; viele tragen zu dieser besonderen Gelegenheit auch ihre Trachten. Einige binden Kränze aus Blumen oder Birkenzweigen und setzen sie sich oder ihren Kindern auf.*

Hier wird gemeinsam getanzt, gesungen und gelacht. Auf die Uhr haben ich nicht gesehen, doch weit über eine Stunde geht diese lustige Runde am Midsommar-Baum. Es ist heiß heute – doch das stört keinen hier wirklich!

Als sich die elustere Runde auflöst und nur noch die Kinder am Spielplatz verweilen, gehen wir an der Ostsee entlang zum Mobil, denn ganz unbemerkt sind wir hungrig geworden. Aus den Vorzelten hören wir immer und immer wieder:

Helan går sjung hoppfaderallanlallanlej,
helan går sjung hoppfaderallanlej.
Och den som inte helan tarhan heller inte halvan får.
Helan går sjung hoppfaderallanlej!

Viele nehmen während des Essens ein oder mehrere nubbe genannte Gläser Schnaps zu sich und singen ein Trinklied wie das unten stehende, welches davon handelt, den Schnaps entweder auf Ex auszutrinken oder gar keinen zu bekommen. Es wird aber auch Öl (Bier) dazu getrunken. Zum Nachtisch gibt es frische schwedische Erdbeeren mit Sahne.*

Helan går sjung hoppfaderallanlallanlej,
helan går sjung hoppfaderallanlej.
Och den som inte helan tarhan heller inte halvan får.
Helan går sjung hoppfaderallanlej!

Mittsommerabend in Schweden

Nach dem Abendbrot geht die Aktivität jedoch erst richtig los …
Überall treffen die Schweden und auch die Gäste zusammen und es wird erzählt, getrunken und es werden gemeinsam interessante Spiele gespielt.

Kubb ist ein Geschicklichkeitsspiel, das auf Rasen gespielt wird. In der heutigen Form wird es seit circa 1990 gespielt und ist vor allem in Schweden, Belgien, Deutschland, den USA und der Schweiz beliebt. Im deutschsprachigen Raum wird es teilweise unter dem Titel „Wikingerschach“ vermarktet oder gespielt. *

Alle sind lustig spielen aber dennoch hart und wollen gewinnen … nach kurzen, oft lauten, Auswertungen des letzten Spielwurfes o.ä. hört man schnell wieder das vereinte Lied …

Helan går sjung hoppfaderallanlallanlej,
helan går sjung hoppfaderallanlej. …

Wir gehen ein, zwei Runden um den Platz, reden mit dem Ein oder Anderen, oft sind es Deutsche, die extra wegen Midsommar hier angereist sind. (einige mit dem Motorrad) Nun sehen sie sich das treiben der Schweden mit einem Bier in der Hand an, freuen sich mit oder – wenn man die Zeit bis man dran ist abwartet – spielen mit.

Am Wasser angekommmen, setzen wir uns zwischen einigen anderen – manche grillen sogar – und sehen auf die Ostsee und deren Schären und trinken Wein, den wir vorsorglich mitgenommen haben.

Eine Schäre ist eine kleine felsige Insel, die in den Eiszeiten entstand, als das von Skandinavien und Nordamerika ausgehende Inlandeis die darunterliegenden Gesteinsmassen überströmte und abschliff. So bildete sich ihre flache, abgerundete Form. Sie können wenige Quadratmeter bis einige Quadratkilometer groß sein.*

Als wir müde zum Mobil kommen dämmert es schon und wir hören bis zum Einschlafen immer und immer wieder die Schweden in ihren schon kleineren Runden:

Helan går sjung hoppfaderallanlallanlej,
helan går sjung hoppfaderallanlej. …


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 466 Kilometer, Fahrzeit ca. 7 Stunden


Samstag, 22.06.2019, 3. Tag

… das ist ein Wetter!!

Es ist ruhig heute morgen, die Sonne scheint vom blauen Himmel und es ist unser erster Tag im Urlaub, an dem wir nicht unterwegs sind und ein entspannen können.

Ganz in der Nähe gibt es nur einen größeren Ort. Hier in den Schären ist Schweden nicht so dicht besiedelt. Immerhin ist die Siedlung Frydden nur 5 Km entferrnt und liegt am Ende der kleinen Halbinsel … damit ist der Ort ja nicht zu verfehlen!

Wir gehen immer am Wasser entlang und staunen über einige Pilze, die am Wegesrand stehen. Hier gibt es zwar gar keinen richtigen Weg, doch wo viele Schuhe entlangkommen, entsteht eben ein kleiner Pfad … auf dem sind wir nun unterwegs.

Plötzlich erreichen wir einen Hafen und – ja – wir sind im Ort Frydden angekommen 😊

Hmmm – hier ist tatsächlich nur der Hafen und in der Siedlung stehen einfach nur Häuser. Zu sehen gibt es hier im Grunde gar nichts. Ein bisschen sehen wir uns die Gegend an und holen uns noch ein Eis. Dann geht es schon zurück.

in die Ostsee … brrrrrrrrr

Bei diesem schönen Wetter haben wir auch keine Lust mehr für große Aktivitäten und gehen lieber an das steinige Ufer der Ostsee. In der Sonne ist es sehr heiß, doch das Wasser ist noch gar nicht warm geworden. Ich habe echt Lust baden zu gehen, doch die Überwindung ist zu groß – untertauchen klappt nicht ?

Das Wetter ist fantastisch und so bleiben wir den ganzen Tag am Wasser sitzen, lesen, gucken und werden langsam braun. Mit den Beinen kann man hin und wieder ins Wasser, doch mehr geht echt nicht …

Der Abend kommt und den verbringen wir ruhig vor dem Mobil und heute ist es generell ruhiger auf dem Platz.



Sonntag, 23.06.2019, 4. Tag

Heute geht es weiter. In Stockholm haben wir gleich zwei Termine:
– zum Einen ist der Stellplatz gebucht,
– zum Zweiten ist die Fähre gebucht!

Wir starten nach dem Frühstück in aller Ruhe, denn sehr weit ist die Strecke nicht. Nach Stockholm sind es etwa 250 Kilometer, die uns heute wieder durch die wunderschöne schwedische Natur führen. So kommen wir durch Valdemarsvik.

Valdemarsvik ist ein Ort (tätort) in der schwedischen Provinz Östergötlands län und der historischen Provinz Östergötland. Der am inneren Ende der 16 km langen und zwischen 0,3 und 1,5 km breiten Bucht Valdemarsviken gelegene Ort wurde 1664 das erste Mal urkundlich erwähnt. Damals war Valdemarsvik noch nicht eigenständig, sondern gehörte zu Söderköping.*

ein interessanter Stellplatz am Wasser

Direkt am Wasser kann man mit dem Mobil stehen. Es ist genügend Platz. … der Weg zum Campingplatz lohnt sich aber allemal!

Auf der E22 fahren wir jetzt in Richtung Stockholm und entdecken einen ICA. Natürlich versorgen wir uns sofort mit den wichtigsten schwedischen Grundnahrungsmittlen:
Tubenkäse und Dünnbrot.

Kaum sind wir wieder unterwegs, erreichen wir Söderköpping und stehen im Stau. Hier führt die Straße über den Göta Kanal und die Brücke ist geöffnet …

Zeitgleich mit der Buchung der Fähre nach Helsinki habe ich auf dem Husbilscamping Stockholm einen Platz für eine Nacht gebucht.

Långholmen Husbilscamping

Webseite, googlemaps

Obwohl an der Rezeption ein Schild steht, das der Platz ausgebucht ist, sind viele Plätze noch leer. … also reservieren hier doch viele.
TIPP: in der Hauptsaison würde ich diesen Platz immer buchen

Ein schöner Platz ist es nicht. Schotterboden und eine tagsüber laute Brücke laden nicht zum Verweilen ein. Aber egal, wir wollen sowieso in die Stadt und nehmen unsere kleinen Klappräder.

Unser Ziel ist die Altstadt, Gammla Stan. Hier werden wir die Räder abstellen und zu Fuß durch die Altstadt schlendern. Natürlich dabei auch in sämtlichen Läden alle angebotenen Waren anzufassen und eventl. auch etwas zu kaufen.
Plötzlich sehen wir sie – Elektroroller! Sie sind im Moment in aller Munde, hier stehen sie in Massen auf der Straße.

Elektroroller in Stockholm

Dann geht es los ?

Natürlich haben wir ein Ziel – wie immer, wenn es eine Stadt mit solchem Café gibt – ?

Dann laufen wir zurück und nehmen einen anderen Weg, als den auf dem wir hergekommen sind. Interessante Leute sind auf jeden Fall immer zu sehen.

Puh – das ist die Zeit aber vergangen …

Wir radeln dann zurück zum Stellplatz und siehe da, er ist schon voller geworden.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 232 Kilometer, Fahrzeit ca. 3,5 Stunden

* Zitat Wikipedia