mit dem Wohnmobil nach Norwegen
Montag, 08.08.2016, 3. Tag
Die ganze Nacht regnet es in Kristiansand. Gegen 8°°Uhr stehen wir auf. Plötzlich reißt die Wolkendecke auf und wir sehen in blauen Himmel. Frühstück gibt es bei 13°C und Wind allerdings im Mobil. Schnell wechselt das Wetter wieder in den April-Wettermodus.
Als Aprilwetter wird „launisches“, wechselhaftes Wetter mit rascher Abfolge von Sonnenschein, Bewölkung und Regen bezeichnet.*
… wir werden uns Erfahrungsgemäß hier in Norwegen daran gewöhnen müssen …
der Start ins Land – Norwegen, wir kommen!
Gegen halb zehn starten wir und es geht durch die Stadt nach Norden. Wir verlassen unseren Stellplatz auf der 471, die mit so vielen Ampeln ausgestattet ist, das man gar nicht jede sehen oder beachten kann … Es geht nach der Kreuzung direkt auf die 9 und für etwa 140 Kilometer bleiben wir auf dieser Straße bis wir nach Rysstad kommen.
Die „9“ ist eineder Straßen in Norwegen, die es uns besonders angetan haben. Auf dieser Strecke spielt das Land seine Landschafts- und Umgebungstrumpfkarten aus.
Rysstad passieren wir und biegen etwas später auf die Fv337nach links ab.
Schafe auf der Straße!!!
Von nun an werden wir mit der norwegisch – oft unberührten – faszinierender Natur direkt und ohne Filter konfrontiert. Hinter jeder Biegung neue Seen, Felsen oder Serpentinen. Immer wieder geht es durch urige Felsformationen, vorbei an Wasserläufen und an von der Eiszeit gerundeten Gesteinsbrocken.
Schafe liegen nicht nur oft neben der Straße – hin und wieder stehen sie mitten auf der einen Fahrspur und lassen keinen vorbei. Auf hupen reagieren sie nur Blicken und einem „mähh“. So muss ich raus und mich als Hirte versuchen …
Zwischenzeitlich machen wir eine Pause auf dem Weg.
… und – na klar haben wir Steintrolle gebaut …
Leider haben wir seit einigen Stunden Regen. Richtigen Regen. Ununterbrochen. Leider verhindert so das Wetter eine bessere Sicht. Am Wetter liegt es auch, das wir den Plan – den Kjeragbolten zu besuchen, aufgeben.
Kjerag oder Kiragg ist ein Felsplateau in der norwegischen Kommune Forsand, (Rogaland-Fylke) am Lysefjord. Der höchste Punkt des Plateaus liegt bei ca. 1020 moh. Im westlichen Teil des Plateaus liegt der Kjeragbolten, ein ca. 5 m³ großer Monolith, der in einer Felsspalte 1.000 m über dem Lysefjord eingeklemmt ist. Weiterhin gibt es einen kleinen, 715 m hohen Wasserfall (Kjeragfossen).*
kleine interne Info 😉
Vielleicht, lieber Leser, ist es manchmal am heimischen Rechner beim Lesen dieses Berichtes schwer zu verstehen, doch lass uns gemeinsam gern kurz die Fakten durchgehen.
Wir haben oft zusammen gesessen und einen Reiseplan erstellt.
(können natürlich den einen oder anderen Tag verschieben oder auch komplette Tage ganz anders verplanen) Das Wetter können wir nicht planen, lediglich berücksichtigen. Es regnet hier seit 2 Tagen und mindestens bis 20°° Uhr nächsten Tag, Die Temperatur sinkt im Moment auf 7° C und ein starker Wind geht den ganzen Tag. Im ganzen Fjord ist es nebelig, durch den Wind sind die feinen Regentropfen eigentlich überall … der Weg zum Stein ist nass und glitschig.
Natürlich könnte man nun auf „biegen und brechen“ einen Steinbesuch erzwingen, doch macht es dann noch Freude? Wir entscheiden uns schweren Herzens aus den eben genannten Gründen gegen den Besuch des Kyragbolten. Er bleibt ja vorerst dort und wir kommen sicher noch einmal vorbei.
Die letzte Entscheidung fällt beim Gespräch mit dem Info-Personal auf dem Parkplatz. Die Mitarbeiter dort vor Ort kennen das aktuelle und kommende Wetter, die Gegebenheiten auf dem Weg und sind auffallend freundlich, obwohl wir mit Sicherheit nicht die Ersten sind, die heute immer die gleichen Fragen stellen …
EDIT: schon im nächsten Jahr sind wir wieder hier und gehen zum Felsen! (klick)
Lysebotn, Lysebotn-Fjord
Jetzt geht es hinunter nach Lysebotn, den Ort am Ende des Lysebotnfjord.
Lysebotn ist ein Ort am Ende des Lysefjords in der Kommune Forsand der norwegischen Provinz Rogaland. Der Ort besteht hauptsächlich aus einem Kraftwerk, einer Fähranlegestelle und einigen touristischen Einrichtungen. Erreichbar ist Lysebotn per Fähre über den Fjord (nur in der Sommersaison) oder über eine Gebirgsstraße von Sirdal aus. Bekannt ist der Ort auch für die 1984 gebaute Serpentinenstraße mit 27 Haarnadelkurven und einem Kehrtunnel, die ihn mit dem südlich gelegenen Hochplateau verbindet. 640 m über Lysebotn liegt an dieser Straße „Øygardstølen“, ein Ausgangspunkt für Wanderungen zum Kjerag.*
Hier sind kraftfahrerische Fähigkeiten von großem Vorteil. Die norwegischen Straßenbauer haben auch hier wieder gezeigt, wozu sie in der Lage sind. Enge Kurven auf der schmalen – an und in den Berg gebauten – Straße, die sich in schier endlosen Serpentinen von 900 Meter Höhe auf Meeresspiegelniveau hinabschlängelt.
Irgendwann ging den Baumeistern der Platz aus und so musste auch noch ein Tunnel gegraben werden, um die enorme Höhe auf so wenig Platz zu überwinden …
Diese Straße hat ihr Ende am Fähranleger, direkt am Fjord. Kurz vorher liegt links der Campingplatz
Kjerag Lysebotn Camping Resort
den wir nur bedingt empfehlen können. Ver- und Entsorgung ist nur bedingt möglich, sanitäre Anlagen sind wie der Aufenthaltsraum und anderes ohne Niveau. Dafür ist der Preis mit 21,70 €/Nacht (Mobil+2 Personen) recht hoch.
Direkt neben dem Platz ist die imposante Felsfront, von der sehr eindrucksvoll ein Wasserfall über die komplette Höhe donnert. Kleinere und größere Wasserfälle sind im Übrigen an allen Felswänden zu finden. Leider haben wir dieses Regenwetter und durch den Wind ist es unmöglich diese Pracht der Fjordnatur zu betrachten und genießen …
Trotzdem machen wir einen kurzen Spaziergang durch den Regen an den Fjord und kommen so auch an den Fähranleger. Zwischenzeitlich kam schon der Gedanke auf über den Fjord mit der Fähre nach +++ Forsand +++ zu fahren. Das ist der, unserem kommenden Ziel – dem Prejkestolen – am nächsten liegende Fähranleger. Der Preis allerdings ist im wahrsten Sinne des Wortes „umwerfend“. 190,- Euro werden für ein Reisemobil und 2 Erwachsene von den norwegischen Fährmännern aufgerufen. Der Landweg zum gleichen Anleger hat eine Länge von 128 Kilometer, die laut Navi in 3h zu
bewältigen sind. Sogar mit einer kleiner Fährfahrt. Uns ist das Angebot der Fähre zu teuer und die Entscheidung … fällt für den Landweg.
trotz Regen ein netter Abend
Unter der Markise ist es uns möglich den Grill einigermaßen trocken aufzubauen und zu betreiben. So ist die Versorgung zum Abendbrot mit Grillgut gesichert. Heute Abend gibt es Kartoffelecken mit Geflügelfiletstücken und Grillkäse. Danach sitzen wir im Mobil, hören die Tropfen auf das Dach prasseln und spielen Heckmeck und Rommycup. Ein schöner Abend.
Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:
Dienstag, 09.08.2016, 4. Tag
Es regnete die ganze Nacht. Permanent klopften die Tropfen auf das Dach und erzeugten damit auch einen monotonen, einschläfernden Geräuschvorhang. Frühstück gibt es im Mobil. Für 9°° Uhr ist die Abfahrt geplant.
Vor uns liegen 900 Meter Höhenunterschied, die wir mit den Serpentinen und dem Tunnel schaffen werden.
Dabei sind Steigungen von 10% keine Seltenheit. Gegenverkehr fordert dem Fahrer, die enorme Steigung fordert dem Fahrzeug alles ab. Ab 800 Meter wird der Regen etwas Schwächer, dafür legt sich eine Nebelwand auf die Berge.
Maut in Norwegen
Das Navi leitet uns souverän durch die Berge und nach einiger Zeit kommen wir wieder auf eine „normale“ Straße. Es ist die 45. Sie ist zweispurig, gut ausgebaut und schon nach kurzer Zeit kommen wir an die ersten Mautstation unserer Reise.
Wir sind dafür nirgendwo angemeldet. Es wird einfach durch die „Schleuse“ gefahren und das Fahrzeug wird registriert. Irgendwann im Laufe der nächsten Zeit – das kann durchaus bis zu 6 Monate dauern – kommt dann die Rechnung ins Haus geflattert. Erfahrungsgemäß ist die Maut nicht hoch. Mal sehen, welche Kosten 2016 erhoben werden – wir warten ab.
Der Regen scheint kein Ende zu finden. Permanent sind die Scheibenwischer im Einsatz und können nur einen kurzen Moment ihren Dienst unterbrechen.
Unser Tank ist noch zur Hälfte gefüllt. Trotzdem halten wir an einer Tankstelle, die einen wirklich günstigen Preis bietet. Der Liter Diesel kostet hier 1,479€. (Treibstoffkosten: Deutschland 1,04€/ltr, Dänemark 1,20€/ltr.) Neben der Tankstelle befindet sich ein Souvenir-Shop und ein Coop. … überall werden wir fündig …
Immer noch sind wir auf der „45“ unterwegs und biegen am Ende von Oltedal rechts auf die „508“ und kommen nach etwa 10 Km auf die „13“. Nach wenigen Kilometern stehen wir an der Fähre Lauvvik – Oane.
Was haben wir denn heute für ein Glück! Nach dem Zahlen von 215,- NOK für das Mobil und 30,- NOK für einen Erwachsenen können wir tatsächlich sofort auf die wartende Fähre fahren. Hinter uns geht die Klappe zu und die ca.15 minütige Fahrt startet.
Die Landschaft versteckt sich im Regen. Der peitscht gegen die Schiffswand und jeden der sich in den Weg stellt.
Preikestolen Camping
Von der Fähre sind es noch einmal 12 Km bis zum Preikestolen Camping. Was hier los ist war uns fast klar, denn es regnet seit einigen Tagen und dementsprechend sieht der Boden aus. Einige Flächen sind mit Schotter unterlegt, auf denen kann man noch stehen. Alle anderen Plätze sind „Land unter“.
Auf einer Wiese finden wir später Platz. Hier ist der gesamte Untergrund mit Schotter verstärkt und die Mobile sinken nicht sofort in den Boden ein. Als wir uns anmelden stellen wir fest, das wir genau auf der Zeltwiese stehen … Der junge Mann in der Rezeption hat deutlich gesagt, wir sollen einen Platz suchen auf dem wir nicht einsinken …
Den haben wir gefunden. Es gibt keine Schilder die hier eine Zeltwiese ausweisen, oder begrenzen, so bleiben wir hier.
Für 2 Nächte haben wir gebucht, denn morgen wollen wir den kompletten Tag nutzen und den Preikestolen besuchen. Der Wetterbericht macht uns Hoffnung. Ein Platz kostet ohne Strom für 2 Personen und Mobil 280,- NOK/Nacht. (29,86 €)
Es regnet, regnet und regnet. Unter der Markise verrichtet der Grill seinen Dienst, gegessen wird drinnen, denn draußen sind nur 10°C. … wie werden die Camper im Zelt nur warm?
Es wird ein kurzer Abend. Nach dem Essen sehen wir noch ein bisschen fern und kabbeln dann ins Bett. Irgendwann Nachts wird es ruhig, der Regen hört auf.
Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:
* Zitat Wikipedia