Flateland Camping, Kjeragbolten und CP Sagenestset

mit dem Wohnmobil durch Norwegen

Sonntag, 20. 08.2017, 17. Tag

Gegen 9°° Uhr rollen wir vom Osloer Stellplatz und verlassen die Stadt auf der E18 Richtung Drammen / Larvik. Eine lockere Bewölkung lässt ab und an die Sonne scheinen und die Fahrt ist angenehm, denn die Straßen sind ausgesprochen leer.

In Drammen biegen wir auf die E134. Dieser Straße folgen wir eine ganze Zeit. Sie ist gut ausgebaut und es macht Spaß hier zu fahren. Die Strecke führt schön durch die norwegische Natur. … Pausen wg. der Aussicht …

Einzig die Fjorde fehlen – sonst ist es eine fantastische Strecke! Hinter Nortodden, in Strupa biegen wir links in den Reshjemvegen, der uns durch die Natur Norwegens nach Bø i Telmark auf die 36 führt.

Auf der 36 bleiben wir bis Seljord, biegen auf die E134 und biegen in Høydalsmo auf die 45 ab. Das ist vielleicht eine interessante Straße! Sie ist (an der Bezeichnung erkennbar) viel schmaler als die Europastraße.

Ihr fehlt aber es wieder einmal an gar nichts, um den Fahrer zu beschäftigen – seien es die Serpentinen,

die es mal hoch und mal herunter geht, dichte Wälder wechseln sich mit weiten Feldern am Rand der „45“ ab und einige Tiere erfordern Aufmerksamkeit.

Immer wieder laufen oder liegen Schafe auf der Straße.
Interessant: die Schafe laufen hier frei herum. Sie sind ein großer Wirtschaftszweig und in Freiheit geht es ihnen am Besten. Die Internetseite norrmagazin.de berichtete bis vor kurzen darüber. Hier konnte man Norwegen aus Sicht der Schafe sehen, denn sie sind mit einer Gopro-Kamera ausgestattet.

GoPro ist ein US-amerikanischer Hersteller von Action-Camcordern mit Sitz in San Mateo (Kalifornien). Die Action-Kameras sind klein, wasserdicht und robuster als herkömmliche Videokameras und werden hauptsächlich im Sportbereich eingesetzt.*

EDIT 10/2020: Leider berichtet das Magazin nicht mehr darüber.

Am Ende der 45 biegen wir rechts auf die 9 ab und kommen sofort zum Campingplatz 

Flateland Camping

Webseite, googlemaps

Unterwegs in Norwegen

Das ist ein toller Platz. Hier fühlten wir uns sehr wohl. Die Betreiber sprechen etwas deutsch, so kann man auch telefonisch anfragen, ob es noch freie Plätze oder Hütten gibt.

Bei unserem Besuch – es hatte hier ca. eine Woche geregnet – ist der Boden sehr aufgeweicht und viele Plätze kann man nicht anfahren.

Zufälligerweise findet heute Abend ein Auftritt eines Folksmusikers statt, der mit seiner 250 Jahre alten Violine ein paar nette Weisen im Zelt spielt. Vor dem Zelt haben die Betreiber für alle Grills aufgestellt … eine nette Idee!

In Gesprächen mit den Inhabern des Platzes haben wir erfahren, das man zum Kjerakbolten durchaus früh aufbrechen sollte, denn die Wanderung dauert etwas …
Der Blick auf die „Wetter App“ beruhigt uns. Für 3 Stunden ist morgen einigermaßen gutes Wetter über dem Lysefjord angesagt … aber kann man denn in dieser Region auf gutes Wetter hoffen?

Wir schlafen sehr gut auf diesem sehr ruhigen Platz.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 280 Kilometer, Fahrzeit ca. 4,5 Stunden


Montag, 21.08.2017, 18. Tag

Wir starten schon früh, fahren gegen 7°° Uhr vom Platz. Es sind 8°C. Unsere Gesichter werden immer länger, als wir von der 9 rechts in die Fv337 Richtung Lysebotn.

Der „Straßenname“ ändert sich bei überfahren der Bezirksgrenze in Fv987.

Jedenfalls kommen wir direkt in ein Schlechtwettergebiet. Wir haben die leise Hoffnung, das sich das Wetter bis 10°° Uhr ändert – also wenigstens besser wird – doch während die Wischer im Dauerbetrieb laufen glauben wir nicht mehr so recht daran. Als der Parkplatz in Sicht kommt, regnet es wenigstens nicht mehr.

Kjeragbolten

Der Wächter auf dem Parkplatz trägt eine gelbe Warnweste. Auf der Brust steht Kjerag. An unserem Mobil stehen vorn (und hinten) unsere Namen. Er winkt, wir halten bei ihm, das Fenster fährt herunter. Er begrüßt uns: „Hey Kerstin, hallo Stefan!“. Ich begrüße ihn auch: „Hey Kjerag!“ Er sieht auf seine Weste und beiden lachen wir herzhaft! Kurze Unterhaltung und wir haben einen Platz bekommen, der 20,-€ für 6h kostet … (übernachten darf man hier nicht) Wir zahlen am Automaten.

Mit normaler Wanderausrüstung gehen wir bei wolkigem Himmel und 12°C los.

… der Weg zum Kjeragbolten

Gleich am Parkplatz beginnt die Tortur. Ja – es geht tatsächlich sofort zur Sache. Total steil zieht man sich an Ketten nach oben. Nach der ersten halben Stunde hat man ca. 500 Höhenmeter überwunden.

Die meiste Zeit läuft man auf zum Teil feuchten Steinen, Felsen und Geröllstücken. So erreichen wir die erste Höhe und es geht wieder hinab. Durch ein Tal mit einem kleinen Fluss geht es nun. Das sieht hier super aus …

… wenn nicht der nächste Anstieg in Sicht wäre …
Wieder geht es an Ketten gekrallt in einem ca. 45° Winkel nach oben. Hin und wieder fragen wir uns, wie man hier wider herunterkommt …

Der Gipfel ist erreicht und ein Bauwagen steht hier oben … hier bauen 2 Bauarbeiter eine kleine Hütte. 
… wie kommen die beiden eigentlich zur Arbeit hier hoch … doch wohl nicht zu Fuß??

Für uns geht es durch das nächste Tal an dessen gegenüberliegender Seite wieder ein Aufstieg wartet. Dieser Weg ist wirklich hart. Wir sind etwas über die Hälfte des Weges gelaufen und es blieb trocken. Der letzte Anstieg, den wir gerade absolvieren bringt uns auf 1000m über dem Meeresspiegel.

Leider sind wir ab jetzt in den tiefhängenden Wolken und es wird nun auch noch regnerisch nass. Auf einem sich laaaaaaang hinziehenden, nassen und schräg-ebenen Felsweg gehen wir dem Ziel entgegen.

Kurz vor dem Ziel wird dem Wandersmann noch einmal alles abverlangt. Von den Wänden rinnen kleine Wasserfälle, riesenhafte Klamotten müssen überwunden werden.

Geschafft !!!

Bis zum Fels waren wir etwa 2,5 h unterwegs und freuen uns jetzt hier zu sein. 
Wir haben es geschafft!!!

Der höchste Punkt des Plateaus liegt bei ca. 
1020 moh. Im westlichen Teil des Plateaus 
liegt der Kjeragbolten, ein ca. 5 m³ großer Monolith, der in einer Felsspalte 1.000 m über dem Lysefjord eingeklemmt ist. Weiterhin gibt es einen kleinen, 715 m hohen Wasserfall (Kjeragfossen). Der Kjerag ist neben dem Preikestolen eines der bekanntesten und beliebtesten Touristenziele der Region und beliebter Ausgangspunkt für Basejumper.*

Schade, das es so neblig ist. wir haben etwas zu essen und zu trinken mitgenommen – das gibt es jetzt!

… zurück vom Kjeragbolten

Der Rückweg beginnt. Schnell merken wir, das uns der Hinweg noch in den Muskeln und den Knochen steckt. Der Nieselregen stört uns nicht so sehr, denn die Regensachen halten dicht.

Nur sind nun auch die Felsen feucht und rutschig …

Es gibt frisches Quellwasser … und das schmeckt gut!

Für die steilen Abstiege nehmen wir die Ketten zur Hilfe – müssen wir auch um nicht zu rutschen. Wieder geht es durch die beiden Täler und es ist wahnsinnig anstrengend, denn so langsam werden die Beine müde.

Wenn es gerade steil bergab geht und man sich an den Ketten festhält und „abseilt“, merkt man bald das auch die Armkraft schwindet … Wenigstens bessert sich das Wetter merklich, als wir unter 1000m kommen. Die Sicht wird klar und der Nieselregen hört auf.

… am Ende …

Alles in allem brauchen wir für den Rückweg – mit einigen Pausen – etwas über 3 Stunden. Dann erreichen wir das letzte Tal, den letzten Berg und können den Parkplatz schon sehen – noch 30 Minuten … wir sind kaputt!

Als wir am Parkplatz eintreffen, grüßt uns „Kjerag“ mit den Worten: „Hey Stefan!“, grinst und winkt kurz. Im Mobil essen wir eine Kleinigkeit, trinken etwas und fahren dann auf der einzigen Zufahrtsstraße zurück.

Der Wanderweg zum Kjerag beginnt am Øygardstølen, einem Restaurant 640 m über Lysebotn. Von dort führt der Weg in rund 2,5 Stunden durch teilweise mühsames Gelände zum Kjerag, der Rückweg führt über die gleiche Strecke und dauert in etwa genauso lange. Der Weg ist stellenweise mit Eisenketten gesichert. Auf der Strecke müssen neben dem eigentlichen Anstieg zwei Berge und zwei Täler überwunden werden. Die Täler sind durch sumpfiges Gelände bzw. Seen geprägt.*

Mein Tipp wenn ihr diese Tour plant:

  • Handschuhe mitnehmen (für die Ketten),
  • gute Wanderschuhe (eingewandert),
  • Essen und Trinken in den Rucksack,
  • versuchen das Wetter zu checken,
  • im Vorfeld trainieren … der Weg strengt sehr an!

Als wir auf die Fv987 stoßen biegen wir rechts ab und achten auf Campingplatzschilder. Am ersten Platz biegen wir ab, doch der sagt uns gar nicht zu. Lieber suchen wir weiter. Irgendwann – lange dauert es nicht – kommen wir zum 

Campingplatz Sagenestset

Webseite, googlemaps

Der Platz ist leer. Das heißt, auf allen Plätzen stehen Wohnwagen, doch niemand ist hier. Zwei der Hütten sind von Bauarbeitern belegt und zum Abend kommen noch 2 Zelte dazu.

Alles, was hier laut ist, ist ein Wasserfall ganz in der Nähe. Zum Abendbrot haben wir leckeres Steak, Salat und Pellkartoffeln, Schnell zubereitet und wahnsinnig Schmackhaft!

Wir haben eine sehr angenehme Nacht – allein schon wegen der Anstrengung schlafen wir gut.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

mit dem Wohnmobil nach Norwegen, Kjeragbolten
ca. 130 Kilometer, Fahrzeit ca. 2,5 Stunden

* Zitat Wikipedia