im Norden Norwegens

… mit dem Wohnmobil in Norwegen, das Nordkap


Montag, 18.07.2022, 11. Tag

Heute haben wir ausgeschlafen. Beim wach werden – und wir haben schon bis 8:00 Uhr geschlafen – war ein leises tröpfeln zu hören, also ein Schauer zieht gerade über den Platz.


Das ist aber nicht weiter tragisch, denn die Temperaturen stimmen und wir können
– mittlerweile wieder bei Sonne – im See baden. … naja, sagen wir mal schwimmen 😉
Das Wetter hält sich vorerst und wir frühstücken vor dem Mobil.

Gegen 10°° brechen wir auf, in den naheliegenden Ort – wir sind unterwegs nach

Inari

Inari [ˈinɑri] ist ein Ort in der gleichnamigen Gemeinde in Finnisch-Lappland. Er hatte mit Stand 2005 (aktuellere Angaben liegen nicht vor) 459 Einwohner. Das Dorf Inari liegt an der Mündung des Flusses Juutuanjoki in den Ukonselkä, einer Bucht am westlichen Ende des Inarijärvi-Sees. Historisch war Inari als Kirchdorf der Hauptort der gleichnamigen, flächenmäßig äußerst großen Gemeinde.
In Inari befindet sich seit 2012 das samische Kulturzentrum Sajos, in dem auch das Samething, die parlamentarische Vertretung der Samen Finnlands, seinen Sitz hat. Eine samische Kirche wurde in Inari 1951 errichtet. Dank seiner Lage am Inarijärvi ist Inari ein bedeutender Touristenort und als solcher auch Standort des Sami-Museums Siida.*

Da der Campingplatz 2,6 km vom Ort entfernt ist, haben wir erst mal eine kleine Wanderung zu bewältigen.


Am ersten großen Supermarkt kommen wir zwar noch vorbei, doch der Souvenirladen dahinter zwingt uns förmlich einzutreten.

Meine Güte – ich glaube das ist ein Kaufhaus! Gerade ist es wahnsinnig voll und – einen Moment mal, ich kenne diese Sprache. „Heinz, jetzt schauemall hier – diese Tasse. HEINZ!“ … das ist deutsch! Auf dem Parkplatz steht ein Reisebus und die ganze Busbesatzung hat sich in diesem Laden zusammen gefunden …
Plötzlich eine Durchsage: „wir fahren in 5 Minuten ab!“


Jetzt ist ganz kurze Zeit die Kasse voll, und danach ist der Laden leer.


Während der eine Bus abfährt, kommt schon der nächste Reisebus auf den Parkplatz gerollt.

mal gucken, was es noch so gibt

Wir ziehen weiter durch Inari. In Finnland ist es auffällig, dass die Orte sehr lang gezogen sind. Scheinbar konnte sich hier bei der Ortsgründung jeder ausbreiten wir wollte, dadurch werden Fußwege natürlich lang 😎


Wir kommen zu einem Museum der Samen, gehen hinein und landen am Ende im Café.

Kerstin bestellt sich einen Tee, und die Verkäuferin klärt uns kurz auf worum es sich dabei handelt. Es ist Pakuritee – ihm wird eine heilende Wirkung bescheinigt! (LINK)


Hinter einer Brücke entdecken wir nochmals einen Souvenirladen und müssen natürlich auch in diesem Laden nachsehen, ob es etwas ganz besonderes gibt. Gibt es – diesmal haben sie ein T-Shirt für mich … wo ich mich immer lustig mache … 🥺

Auf dem Rückweg sehen wir jetzt natürlich in allen Lebensmittelläden nach, ob wir Pakuritee bekommen. Die gefragten Verkäuferinnen kennen ihn alle, doch im Sortiment hat ihn kein Laden hier. Sie empfehlen uns in einer größeren Stadt einen Laden zu suchen …

Als wir auf dem Platz zurück sind, gibt es erst einmal Kaffee und ein Stück Kuchen, dann schnappe ich mir die Drohne und lasse sie aufsteigen.

Nun ist noch einmal das SUP dran und drehe eine Runde auf dem Inarijärvi-See. Die Sonne scheint und es weht ein leichter Wind.


Die Ruhe und Gelassenheit um uns herum überträgt sich langsam auf uns. Es ist wirklich wunderbar gerade, denn die Entspannung lässt sich förmlich spüren.
Noch einmal springe ich in den See als ich zurückkehre und schwimme eine Runde.
Kerstin hat in dieser Zeit unser Abendbrot gezaubert. Es gibt heute Nudeln mit Käse, Grill- statt Jagdwurst und Tomatensauce – ein DDR Gericht … siehe Rezepte


Bei so gutem Wetter und dieser leichten Wolkenlage verspreche ich mir ein Bad in der Mitternachtssonne … mal sehen, ob das klappt.

Leider schiebt sich 22:30 Uhr eine Wolkendecke vor die Mitternachtssonne 🤨.



Dienstag, 19.07.2022, 12. Tag

Es ist noch früh am Morgen als wir wach werden, draußen ist es natürlich hell. Jetzt geht es noch einmal in den Inari See und ein paar Schwimmzüge sind drin! Nach dem duschen (Kerstin hat den Kaffee schon vorbereitet) fahren wir erst einmal los. Frühstücken werden wir wieder unterwegs.

weiter geht es nach Norden

Wir verlassen also diesen tollen Platz und sind weiter unterwegs in Richtung Norden. Heute überrascht uns überhaupt keine Baustelle und das Wetter ist wunderbar! Wir fahren durch dichte finnische Wälder, begegnen dem ein oder anderen Rentier, und nähern uns langsam der norwegischen Grenze. Die Weite hier ist enorm!


Gerne möchten wir in Finnland noch Treibstoff auffüllen. An der ersten Tankstelle die wir finden, kommt neben den Rentieren auf der anderen Straßenseite die Zapfpistole in den Stutzen und … nix!


Das ist ja komisch! Ich hab´s gleich noch einmal probiert – wieder nix!
Hmmmmm. Dann habe ich im Häuschen nachgefragt – hier wird erst in ca. 3-4 Stunden wieder Diesel angeliefert. Im Moment ist der Diesel jedoch alle! Das ist ein komische Nachricht, sie erschreckt mich jedoch noch nicht so sehr.

Als wir nach 16 km zur nächsten Tankstelle kommen, funktioniert die VISA Karte nicht. Sie wird irgendwie gar nicht akzeptiert …
Im Supermarkt nebenan frage ich mal nach und erfahre: diese Tankstelle ist seit 3 Jahren geschlossen, aber in 300m kommt schon die nächste Tanke!

kein Diesel!!

Hier stellt sich dann folgendes Bild dar:


Es gibt hier einfach keinen Diesel! Glücklicherweise haben wir noch für fast 250 km Treibstoff im Tank, aber das komische Gefühl in der Magengegend verstärkt sich.

… vielleicht haben wir aber auch einfach nur Hunger! Da halten wir mal an einer schönen Stelle an und frühstücken jetzt, während wir auf den Karasjohka sehen.


Die Drohne kann hier auch mal eine Runde drehen, es ist nämlich ein schöner Ort zum Pausieren.

Wann wir über die norwegische Grenze gefahren sind, oder ob überhaupt – wir merken es nicht! Es gibt kein Schild und keinen Hinweis. Plötzlich hat die Straßenmarkierung eine andere Farbe und auch die Verkehrsschilder unterscheiden sich von denen in Finnland.
… jetzt sind wir also in Norwegen.


Google Maps zeigt auch Tankstellen in der Nähe an, eine von Ihnen liegt tatsächlich auf unserem Weg. Ein bisschen freuen wir uns, eine Tankstelle zu finden, die Diesel verkauft …


Es ist eigenartig, wie die Umstände Wahrnehmungen verändern, doch wir finden auch den stolzen Preis von 25,86 NOK/ltr. gar nicht mehr so schlimm. Ohne Diesel hätten wir gar keine Chance.
Mit vollem Tank setzen wir unsere Fahrt fort. Wir sind auf der E6.


Wir fahren bei schönem Wetter am Varangerfjord vorbei und genießen es!

Der Varangerfjord ist ein Fjord im nördlichsten Nordnorwegen, der in die Barentssee im Arktischen Ozean mündet. Der Fjord ist rund 90 Kilometer lang und an der Mündung 55 Kilometer breit. Er reicht bis Vadsø im Norden. Im äußeren Teil im Süden zweigen mehrere Fjorde ab. In Kirkenes mündet der Paatsjoki, einer der nördlichsten Flüsse Europas, in den Fjord.*

fast am Ziel

Auf die östlichste Insel der westlichen Welt gelangen wir über einen Tunnel. Steht da links nicht ein LKW … hochkant?

Der Vardøtunnel ist ein einröhriger Straßentunnel zwischen Svartnes (Flughafen Vardø) auf dem Festland und Steilnes auf der Insel Vardøya in der Kommune Vardø. Der Tunnel im Verlauf der Europastraße 75 ist 2895 Meter lang. Der tiefste Punkt liegt etwa 88 Meter unter der Meeresoberfläche. Er war der erste norwegische Unterwassertunnel und wurde von König Olav V. (Norwegen) am 16. August 1983 eröffnet.*


Plötzlich geht es recht schnell – sofort am Ende des Tunnel stehen wir schon in

Vardø

 Vardø ist eine Stadt und eine Kommune im Fylke Troms og Finnmark (bis 2020 Finnmark) in Norwegen. Sie ist die östlichste Gemeinde Norwegens. Vardø liegt noch östlicher als Istanbul, Sankt Petersburg und Kairo. Vardø ist nicht nur die östlichste Stadt Norwegens.
Es ist auch die östlichste Stadt mit Mitteleuropäischer Zeit.*

Das Navi zeigt links und rechts und schon finden wir den ausgeschilderten Wohnmobilstellplatz. Dieser gefällt uns aber gar nicht! Also fahren wir zur Touristeninformation, denn den 2. angegebenen Stellplatz können wir nicht finden. In der Touristeninformation erklärt uns eine sehr nette junge Dame dass man hier auf der Insel überall kostenfrei stehen kann. Man muss lediglich bezahlen, wenn man Strom oder Wasser benötigt! Sie zeigt uns die nördliche Parkverbotszone der Insel und empfiehlt uns einen Platz auf der östlichen Inselspitze. Diesen fahren wir an und werden nicht enttäuscht!


Ein wunderbarer Stellplatz mit komplett freien Blick aufs Meer. Er füllt sich allerdings auch schnell. Wir essen eine Kleinigkeit zu Mittag, ehe wir uns die Sehenswürdigkeiten dieser Region ansehen. Vorher kreist die Drohne noch und sorgt für einen Rundblick …

Dann sind wir zu Fuß unterwegs und gehen zuerst durch den Ort, in dem es ein paar wirklich schöne Häuschen gibt und


es gibt auch ein paar beschissene Häuschen …

Hexenmahnmal (Steilneset minnested)

Dann kommen wir zum Mahnmal der Hexenverbrennung. Es erinnert an die Hexenverfolgungen und -verbrennungen im 17. Jahrhundert in Nordnorwegen.

Ein kolossaler Bau aus Segeltuch – wirklich interessant gemacht – hier werden die Lebensläufe der im 17. Jahrhundert verbrannten Hexen dargestellt.


Nördlich von hier liegt die Festung Vardøhus.

Die Festung Vardøhus, norwegisch Vardøhus festning, ist die nördlichste und östlichste Festung Norwegens. Die Festung enthielt das Kommandantengebäude, eine Arrestzelle, einen Kerker, ein Magazin, ein Brunnenhaus, ein Gebäude für das Ladegerät der Kanonen, ein Pulvermagazin, ein Gebäude für die Granaten, Salutbatterien und richtige Kanonen.*


Eine sehr alte Festung, die unter anderen auch von der Wehrmacht genutzt wurde.

Von der Festung führt uns unser Weg direkt zum Drakkar Leviathan.
Die Darstellung eines Wikingerschiff vereinigt mit einem Seeungeheuer ist faszinierend.


Auf dem Rückweg holen wir uns ein 8,-€ Eis, dann geht es durch den Ort, in dem alle Fußgängerüberwege schief sind! Die vier Männer schleppen ein Boot und ein Typ fährt Schlitten …


Als wir auf den Stellplatz zurückkommen haben wir 10 km Fußweg hinter uns!
10 km! Ein Glück war der Weg heute nicht zu bergig.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 320 Kilometer, Fahrzeit ca. 4,5 Stunden


Mittwoch, 20.07.2022, 13. Tag

Heute haben wir einen Fahrtag geplant. So können wir ganz entspannt unseren Reisetag, wie üblich, mit Kaffee und Keksen beginnen. Nebel zieht über das Nordmeer …


Wir verlassen Vardø bei mäßigem Wetter. Nebelschwaden ziehen auch hier über die Felsen. Doch davon bekommen wir erst einmal nichts mit, denn der Tunnel verschlingt uns komplett.

Kunst oder Müll?

Als wir aus dem Tunnel kommen, halten wir wegen diesem stehendem LKW am Tunneleingang. Er ist interessant, die Bedeutung bleibt mir jedoch verborgen, ich kann nichts darüber finden …

Da sehe ich plötzlich das alte Schiffswrack am Ufer liegen. Das sehe ich mir doch gleich mal an.


Da wir gestern so ein schönes Wetter hatten, und es wirklich eine Augenweide war auf der E75 zu fahren, habe ich die Kamera auf dem Dach montiert und zeichne auch diese Fahrt auf. Fahre doch mal mit und sieh dir an, wie schnell das Wetter sich ändern kann. 😉

Hier, am östlichsten Ende der westlichen Welt, sind wir tatsächlich so ziemlich allein. Das Wetter bessert sich mehr und mehr, der Nebel verschwindet und alles, was auf dieser einsamen Straße passiert – sind Schafe. Sie passieren nämlich die Straße 🙂


Wir können sogar etwas später vor dem Mobil frühstücken und auf den kleinen Fischerort Rapamukka sehen. Es ist sehr windig, doch im Windschatten des Mobils ist es gut!


Es sind 19 °C, man sieht es den Bildern kaum an. Ein kühler, böig starker Wind verhindert einen Drohnenflug, unsere Tour geht weiter durch diese wunderschöne, fast unberührte und doch unwirtliche Landschaft.

Irgendwann erreichen wir wieder die Tankstelle, die am Kreisverkehr E6/E75 und füllen sicherheitshalber unsere Treibstoffreserven voll auf.

Jetzt verlassen wir die E6 und biegen auf die Landstraße ein, die direkt nach Laxelv führt. Das Hauptziel ist das Nordkap und entsprechend leitet uns das Navi.


An einer kleinen Parkbucht machen wir eine Pause und sehen auf das Flussbett des Luoopaljohka.


Die Straße zieht sich schier endlos dahin. Man kann sich an der Landschaft erfreuen, denn Landschaft ist hier wirklich viel. Dann plötzlich, direkt an der Straße, entdecke ich ein Schild:

Silfar Canyon


Sofort fahren wir den Parkplatz an, werden durch Schlaglöcher auf der Parkplatz Zufahrt ordentlich durchgeschüttelt und können uns nun diesen kleinen kurzen Canyon ansehen.


Es ist faszinierend! Das Wasser strömend und rauscht in all seiner Kraft durch die Felsen! Wirklich beeindruckend! Hier im Norden setzt man auf gesunden Verstand – ein Tritt zu weit und man liegt im Wasser – es gibt keinen Zaun oder eine Abgrenzung.

Am Nachmittag gegen 15°° Uhr erreichen wir Lachslew. Hier befindet sich der Platz auf dem wir heute übernachten werden. Die Fahrt hierher über diese nördlichste Landstraße war richtig wunderbar, die fahren wir gern noch einmal 👍🏻

Fjord view Porsanger AS

Webseite, googlemaps, meine Bewertung


Nach dem Essen, Kerstin hat Speck, Ei und Bratkartoffeln zubereitet, findet sich Zeit um kleinere Reparaturen am Mobil durchzuführen.
(Zierleiste lose, Schranktür nachstellen, Spiegel im Bad befestigen, Standlichtbirne defekt)
Zwischenzeitlich wird das Wetter besser.


Leider kann man hier am Ende des Fjords nicht baden – im Moment ist zwar Ebbe, doch selbst bei Flut sind die ersten 100 m des Fjords nur 20 – 30 cm tief …

Gegen 18°° Uhr ist es immer noch recht leer auf dem Platz und zum Abendbrot haben wir noch einmal die schwedischen kleinen Pizzen. Sie schmecken, doch im Grunde braucht jeder von uns zwei dieser kleinen Dinger 😊


Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang am Fjord entlang, setzen uns auf einen Stein und sehen der Sonne zu und dem Fjord … die Flut setzt ein.

Am Platz angekommen, ist nicht nur das Wasser zurück – nein – es sind auch noch einige Camper gekommen! Hier wird es zum Abend voller und voller und natürlich enger. Keiner wird abgewiesen, für alle ist Platz. Noch 23°° Uhr brummen Motoren von neuen Gästen.


Es ist gar nicht kalt heute Abend. So können wir noch draußen sitzen, den Neuankömmlingen zusehen und den Sonnenuntergang genießen – doch halt – es gibt hier natürlich keinen Sonnenuntergang!
Heute schaffen wir es tatsächlich, die Mitternachtssonne anzusehen. Die Wolken schaffen es nicht, die Sonne ganz zu verstecken. So stellt sich uns heute die Mitternacht dar:


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 350 Kilometer, Fahrzeit ca. 5 Stunden

* Wikipedia