Winter in Kiruna 2008

Wir fahren von Brandenburg nach Kiruna in Schweden in den Winter und erleben die Polarnacht.


Donnerstag, 25.12.2008

Unsere Fahrt nach Kiruna beginnt in Brandenburg um 10°°Uhr. Nach einem stärkendem, leckeren Frühstück und dem Verpacken der letzten Lebensmittel in den Tiefkühler und Kühlschrank des „Wiese-Mobils“ geht es los.

Die Temperatur liegt um 0°C und keine Wolke ist am Himmel. Über die A2 führt uns der Weg auf die A24 und so kommen wir nach 420 Km auf die Insel Fehmarn, nach Puttgarden. Von hier legt unsere Fähre nach Rødby in Dänemark ab.

Fehmarn (dänisch Femern) ist eine deutsche Ostseeinsel und nach Rügen und Usedom die drittgrößte Insel Deutschlands. Sie liegt im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.*

Nach einer Wartezeit von nur 15 min fahren wir auf die Fähre „Prinzesse Benedikte“. Beide Fahrten (hin und rück) mit der Fähre kosten für unser Mobil (7m lang, 3m hoch) 141,-€ und eine Überfahrt dauert 45 min.

Als wir um 17²°Uhr anlegen und von der Fähre fahren ist es bereits Dunkel. 153 Km fahren wir durch Dänemark, um gegen 19°°Uhr über die Öresundbrücke (mit Tunnel) nach Mälmö in Schweden zu gelangen.

die Öresundbrücke

Die Öresundbrücke (dänisch: Øresundsbroen, schwedisch Öresundsbron, dänisch-schwedischer Hybridname Øresundsbron) ist die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr. Sie ist Teil der Öresundverbindung, welche die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit Malmö in Schweden verbindet und damit maßgeblich die Öresundregion geschaffen hat. Die Gesamtlänge des Brückenzuges beträgt 7845 Meter. *

Dazwischen liegt die 1092 Meter lange Hochbrücke, die eigentliche Öresundbrücke, mit einer Feldspannweite von 490 Metern. Die Pylone bestehen aus Stahlbeton, sind 206 Meter hoch und haben unten die Abmessungen 9,4 × 12,6 Meter sowie oben 2,6 × 5,8 Meter. Der doppelstöckige Überbau hat eine Höhe von 11 Metern und eine Breite von 30 Metern. Er besteht aus einer oben liegenden Stahlbetondecke im Verbund mit dem darunterliegenden stählernen Fachwerkbalken. Auf dem Oberdeck ist die vierspurige Autobahn angeordnet, im Fachwerkträger liegen die zwei Eisenbahngleise. Eine Nutzung für Fahrradreisende ist nicht möglich. Die Hochbrücke hat bei normalem Wasserstand eine lichte Durchfahrtshöhe von 57 Metern.*

in Schweden gehts auf die Landstraße

Wir fahren noch bis Ljungby und schlafen auf einem Parkplatz. Die Temperaturen haben sich nicht verändert, nach wie vor liegen sie um die 0°C. Auf diesem ersten Rastplatz in Schweden lernen wir die legendären Toilettenhäuschen kennen. Kostenfrei sind sie auffallend sauber, beheizt und bieten die Möglichkeit sich mit warmem Wasser und Seife die Hände zu waschen. Hinter der „Latrine“ Tür kann man die chemische Toilette entleeren und reinigen.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 720 Kilometer, Fahrzeit ca. 9,4 Stunden


Freitag, 26.12.2008

Am nächsten Morgen ist die Temperatur auf -6°C gefallen und im anbrechenden Tageslicht entdecken wir hinter dem Rastplatz einen See und das erste der typischen Häuschen hier in Schweden.

8³°Uhr fahren wir nach dem Frühstück weiter. Die E4 führt uns Richtung Stockholm, der Hauptstadt Schwedens und ist mal Landstraße, mal Autobahn und viele beeindruckende Flugzeuge säumen die Straße.

Die Schwedische Luftwaffe (schwedisch Flygvapnet) ist eine Teilstreitkraft Schwedens. Sie wurde im Jahre 1926 als eigene Organisation innerhalb der schwedischen Streitkräfte gegründet. Die Luftwaffe war vorher ein Teil des Heeres. Schweden unterstützte Finnland 1940 im zwischen der Sowjetunion und Finnland ausgetragenen Winterkrieg mit 12 Gloster Gladiator-Kampfflugzeugen und Freiwilligen. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zu einer der modernsten und stärksten Luftstreitkräfte Europas ausgebaut, um das politische Überleben Schwedens als neutraler Staat zwischen den Machtblöcken zu gewährleisten.*

Bald kommen wir in die Nähe von Jönaker und entscheiden uns für eine Pause auf einem Rastplatz. Dieser liegt etwa 1,5 Km von der Straße entfernt. Es ist 13°°Uhr und fernab vom Straßenlärm gibt es zur Stärkung zwischendurch eine 5 Minuten-Terrine.

Wir essen, vertreten uns die Füße, reinigen die Scheinwerfer und füllen die Scheibenwaschanlagen auf, dann geht es weiter und gegen 15°°Uhr blicken wir auf

Stockholm

Stockholm (Stock: Stock, Baumstamm; holm: kleine Insel) ist die Hauptstadt Schwedens und größte Stadt in Skandinavien. Stockholm ist Residenz des Königspaares, Sitz des schwedischen Parlamentes und der schwedischen Regierung, Sitz einer Universität und mehrerer Hochschulen. Das Landschaftsbild Stockholms hat sich in der Geschichte der Stadt aufgrund der skandinavischen Landhebung stark verändert. Teile, die heute zum Festland gehören, waren vor einigen hundert Jahren noch Inseln. Ein Meerbusen der Ostsee umschließt die Stadt im Osten mit zahlreichen Buchten, Landzungen sowie etwa 24.000 größeren und kleineren Inseln (Schären). Dieses Gebiet wird Schärenhof (Skärgården) genannt. Stockholm liegt am Ausfluss des Mälarsees, dem Riddarfjärden, in die Ostsee. Der Mälarsee erstreckt sich 120 Kilometer nach Westen ins Landesinnere. Slussen, eine Schleuse mitten in Stockholm, trennt das Süßwasser des Mälarsees vom Salzwasser der östlich liegenden Ostsee. Etwa 30 Prozent der Stadtfläche sind mit Wasser bedeckt. *

EDIT 2020: In diesem Moment fahren wir zum ersten Mal in die Stadt, in die wir uns schon bald „verlieben“ werden. Heute, 2020, ist Stockholm längst unsere Lieblingsstadt … das wissen wir 2008 natürlich noch nicht und genießen die Eindrücke dieser schönen Stadt.

Um 15³°Uhr stehen wir auf dem Parkplatz am Rande der Stadt, den unsere „Reiseführer“ Kathrin und Matthias längst kennen und schon öfter genutzt haben. Es ist ein Stellplatz auf der Insel Djurgården. Sehr schön am Wasser gelegen, kann man hier spazieren und trotz der Kälte die Natur genießen.

Djurgården, Stockholm

EDIT 2012: Den Stellplatz in Djurgarden gibt es nicht mehr, er hat eine Höhenbegrenzung.

Nicht lange und wir spazieren in Stockholm und sind vom Lichtermeer der Stadt überrascht, welches uns hier erwartet. Mit Temperaturen um die -4°C herrscht permanent Frost, Schnee liegt nicht. Wir sehen uns einen Teil der Altstadt an und …

… wir sehen kleine Läden und sogar ein Pissoir!

Ein Pissoir ist ein fürs Stehpinkeln von Männern vorgesehener Ort. Ein Pissoir kann sowohl ein eigenständiges Gebäude als auch eine Abteilung einer Toilette sein.*

Jetzt fahren wir noch in einen schwedischen Supermarkt. Uns fällt die Dekoration auf, die hier sehr liebevoll aufgebaut ist.

Ich glaube, wir sind irgendwie in einem Glücksrausch und fühlen uns irgendwie mit Schweden verbunden. Mal sehen, was uns das Land noch bieten wird.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 450 Kilometer, Fahrzeit ca. 5 Stunden


Samstag, 27.12.2008

ins Museum

Nach dem Frühstück gegen 10°°Uhr sehen wir uns das Naturhistorische Museum an. Die Ausstellung über den menschlichen Körper ist sehr interessant. Hier kann man durch den Mund in den Körper gelangen und selbst in ein Herz sehen …

Nach dem Mittagessen sehen wir uns die Insel Djurgården in Stockholm bei einem ausgedehnten Spaziergang an.

Als sich die Dunkelheit über die Stadt senkt, fahren wir weiter.

Wir wissen aber – hier werden wir garantiert noch einmal herkommen. Das Wasa-Museum müssen wir sehen und auch Skansen, ein Freiluftmuseum in der Mitte Stockholms, in dem die Zeit stehen geblieben ist, ach – und so viele andere Dinge!

16°°Uhr verlassen wir die Hauptstadt Schwedens und fahren auf der E4 in Richtung Kiruna. Doch es liegen noch ca. 1250 Km vor uns. Heute fahren wir noch fast 380 Km und haben einen Parkplatz vor einem großen schwedischen Möbelhaus im Visir:

Vor IKEA sind wie überall große Parkplätze und das Navi führt uns sicher zum Nächsten, an der Strecke liegenden Ikea-Verkaufstempel in Sundsvall. Hier schlafen wir auf dem flutlichtbeleuchteten Parkplatz. So können wir am nächsten Morgen das Frühstücksangebot nutzen.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 380 Kilometer, Fahrzeit ca. 4,5 Stunden


Sonntag, 28.12.2008

Frühstück bei IKEA

Wir haben gut geschlafen auf dem Parkplatz, es war ruhig und entspannt. IKEA macht etwas spät auf, denn wir sind gewohnt früh aufzustehen und hätten gern vor 9:30 Uhr gefrühstückt. Naja, auch diese Zeit lässt sich überbrücken.

Natürlich sehen wir uns im Entstehungsland des Möbelriesen auch im Laden um. Zu unserem Erstaunen unterscheiden sich die Angebote hier jedoch nicht im geringsten von denen in Deutschland. Auch die Geschäfte in der näheren Umgebung sind interessant. So unterscheiden sich verschiedene Angebote in Fahrzeugzubehörläden enorm von denen zu Hause, auch in den Supermärkten findet man andere Dinge, die immer wieder zum probieren und kosten einladen. 12³° Uhr fahren wir weiter. Die Sonne scheint und die Temperaturen liegen 5 – 7°C unter dem Gefrierpunkt.

Im Auto ist es warm. Die Fahrzeugheizung reicht auch für tiefere Temperaturen aus, die Aufbauheizung ist Thermostat gesteuert in Bereitschaft. Gebietsweise sinkt die Temperatur unter – 15°C. Hier beschlagen sofort die Spiegel und deutlich merkt man, wie die Temperatur im Fahrzeug kurzzeitig sinkt. Wir finden einen Parkplatz erst nach einiger Zeit. Wie die Bevölkerungsdichte, nimmt auch die Verkehrsdichte ab. Auch Parkplätze werden weniger und kommt einer, ist er – wie mittlerweile gewohnt – gut ausgebaut und dieser hier hat sogar Häuser zur Vermietung. Zu der Bewegung und Erholung die wir uns hier gönnen, gehört immer wieder die Reinigung der Scheinwerfer und auch der Scheiben und Spiegel.

bei Rosvik

19°°Uhr erreichen wir einen Parkplatz und bleiben über Nacht hier stehen. Es ist Rosvik. Nach einem kleinen Spaziergang spielen wir mit den Jungs ein paar Spiele und schlafen dann bald.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 500 Kilometer, Fahrzeit ca. 6,5 Stunden


Montag, 29.12.2008

Wir werden wach, als Motorengeräusche um uns herum immer lauter werden. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns parkende LKW`s, die hier mit erstaunlicher Länge unterwegs sind. An einem LKW mit normalem Aufbau wird hier im Norden Schwedens gern ein Auflieger als Anhänger gezogen.

Die letzte Etappe beginnt. Nach dem Frühstück füllen wir die Scheibenwaschanlage noch einmal auf, putzen sie Scheiben und starten gegen 9²°Uhr. Die Temperaturen schwanken, liegen zwischen -5°C und -10°C.

Um 12²°Uhr überqueren wir zum ersten Mal in unserem Leben den

Polarkreis an der E10

Polarkreise nennt man die auf 66° 33′ (bzw. 66.55°) nördlicher sowie südlicher Breite gelegenen Breitenkreise, auf denen die Sonne an den Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr untergeht bzw. nicht mehr aufgeht. Sie haben vom Nordpol beziehungsweise Südpol denselben Abstand wie die Wendekreise vom Äquator.Die Polarkreise trennen die Polargebiete von den gemäßigten Zonen. Ihre Lage ergibt sich aus der Schiefe der Ekliptik von 23,45°.*

unsere Polarkreisüberquerungen, googlemaps

Nach Kiruna ist es nun nicht mehr weit, doch im Hellen schaffen wir es nicht mehr dort einzutreffen. Der Sonnenuntergang um 12³³Uhr überrascht uns. 13³°Uhr ist es hier im Norden zu dieser Jahreszeit Stockdunkel und Kiruna, unser Reiseziel, liegt vor uns.

15²°Uhr erreichen wir den Campingplatz

Camp Ripan

Webseite, googlemaps

Wir bekommen, obwohl wir ganz unangemeldet vorfahren, problemlos freie Plätze zugewiesen. Hier in Schweden können wir uns mit Englisch gut verständigen.

Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens und liegt in der Provinz Norrbottens län sowie der historischen Provinz Lappland. Sie ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Der Name stammt vom samischen Wort Girun ab und bedeutet wörtlich Schneehuhn. Dieses Tier ist auch im Stadtwappen zu finden. In Kiruna wird Eisenerzbergbau betrieben. 45 Kilometer östlich der Stadt liegt der Raketenstartplatz Esrange für den Start von zivilen Forschungsraketen.*

angekommen

Hier in Kiruna auf dem Campingplatz mietet man wunderbarerweise (und hoffentlich Richtungweisend für andere Länder) einfach einen Stellplatz. Weder die Personenzahl, noch die Häufigkeit oder die Länge des Duschens, auch nicht der Stromverbrauch sind ausschlaggebend für den Preis. Für einen Stellplatz haben wir 2008 18,-€ / Nacht bezahlt. Ganz selbstverständlich beinhaltet der Preis die Nutzung des Internets, die Sauna wartet auf Besucher und auch das Freibad (dieses war natürlich zugeschneit). Im Servicehaus ist das Abwaschen und Kochen frei, der Aufenthaltsraum offen für jeden Platzbenutzer.

Gegen 16°°Uhr ziehen wir los und wollen uns die Stadt ansehen. Als wir an der Rezeption vorbeikommen fallen uns die hier typischen Tretschlitten auf. Selbstverständlich kann man ohne Kosten darüber verfügen, so nehmen wir einen mit.

Ein Tretschlitten ist ein besonders in Skandinavien verbreitetes Fortbewegungs- und Sportgerät. Er ist auf Eis und Schnee einsetzbar und dient im Winter oftmals als Fahrradersatz. In der traditionellen Bauweise dient ein Tretschlitten dem Transport zweier Personen und besteht aus einem auf zwei Holz- oder Metallkufen aufgebauten Stuhl, an dessen Lehne zwei Griffe als Lenker angebracht sind. Je eine Person darf Platz nehmen und wird auf dem Schlitten von einer zweiten angeschoben. Auf abschüssigen und Gleitstrecken kann sich der Anschieber auf die Kufen stellen.*

ein Stadtbesuch

Unsere Reisezeit liegt genau in der Polarnacht, so werden wir die Sonne nie ganz sehen. Erst gegen 10°°Uhr dämmert es und das Morgenrot wird vom Abendrot übergangslos abgelöst. So kommt es, dass wir auf unserem ersten Spaziergang Kiruna im dunkeln sehen. Im Moment ist es nicht einmal kalt. Die Temperaturen haben sich auf etwa -1 bis -5°C eingestellt, es soll aber schon morgen kalt werden.

Nach dem Abendbrot spielen wir ein Gesellschaftsspiel und lesend beenden wir diesen anstrengenden, aber sehr erlebnisreichen Tag.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 370 Kilometer, Fahrzeit ca. 4,5 Stunden

* Wikipedia