Winter in Kiruna 2008 II

Wir sind in Kiruna, Schweden im Winter und erleben Silvester und die Polarnacht.


Dienstag, 30.12.2008

Die von uns erwartete Eiseskälte hat uns noch nicht erreicht. In der Nacht waren -6°C, der Morgen ist herrlich.

Heute geht es zum lediglich 18 Km entfernten

 Eishotel Nr. 19 in Jukkasjärvi

Jedes Jahr beginnt gegen Ende Oktober der Bau des Hotels. Mit Radladern und Schneekanonen wird Schnee auf Stahlschalungen aufgetragen, die nach zwei Tagen entfernt werden können. Mit dieser Bauweise werden mehrere nebeneinander liegende tunnelartige Spitzbogengewölbe errichtet. Das größte ist 5 Meter hoch und 6 Meter breit, es wird zusätzlich von Säulen aus Eisquadern abgestützt. In ihm ist die Eingangshalle und die Bar untergebracht. Weitere kleinere Tunnel werden für die Schlafzimmer und Korridore errichtet.

Die Raumabgrenzungen innerhalb der Tunnel werden mit Schneeblöcken aufgemauert, die Fenster werden von klaren Eisquadern gebildet. Alle Innenräume sind mit beleuchteten Skulpturen und Gegenständen aus Eis eingerichtet. Dieses wird jeweils im Frühjahr aus dem Tornefluss gewonnen. Das klare Wasser ergibt zusammen mit der starken Strömung besonders klares Eis, das von Traktoren mit speziellen Sägen aus dem Fluss geschnitten wird. Die so gewonnenen 4.000 Tonnen Eis (in 2-Tonnen-Blöcken) werden über den Sommer in einem Kühlhaus aufbewahrt. Das Gebäude wird Icehotel Art Center genannt und enthält neben dem Eislager auch eine Ausstellung mit einigen Skulpturen vom Eishotel der vergangenen Saison.*

Das erste Gebäude, welches wir vorfinden ist die Kirche. Es verschlägt uns die Sprache, denn damit haben wir gar nicht gerechnet – seht selbst!

ALLES hier besteht aus Eis oder Schnee – einfach ALLES!
Die Kirche ist kostenlos zu besuchen. Für das Icehotel entrichtet man einen Bonus von 15,-€ / Person, wird aber an der Rezeption von einer freundlichen Mitarbeiterin in Empfang genommen.

die ICEBAR
die Suiten

Nun können wir uns die verschiedenen Zimmer ansehen. In jedem einzelnen Raum arbeitete ein anderer Künstler, so unterschiedlich sind auch die Themen und die Umsetzungen. Gern möchte ich euch die Zimmer – die man auch für eine Nacht buchen kann – zeigen. Die interessante Beleuchtung ist meist durch eingefrorene LED`s und LED-Lichtschläuche sichergestellt.

Huch – hier ist ja noch ein wenig Arbeit liegengeblieben! OK, ich nehme mir ein bisschen Zeit und helfe gern … ;o)

Da der Andrang, im Eishotel zu übernachten scheinbar sehr hoch ist, gibt es auch Räume, in denen einige mehr schlafen können …

Gegen 14°° Uhr kommen wir aus dem Eishotel und sehen uns noch den Tornefluss an, dessen Eis für den Bau des Hotels genutzt wird.

Rund um das Eishotel gibt es auch eine normale Hotelanlage – man kann als hier auch in geheizten Räumen übernachten. Durch den Ort Jukkasjärvi gehen wir auch noch, doch bis auf einen kleinen Laden gibt es hier nicht viel zu entdecken.

EDIT 2020: Wir haben noch einmal eine Woche in Jukkasjärvi verbracht – viel gibt es hier in der Tat nicht, doch zwei „Attraktionen“ hat der Ort und seine Umgebung noch zu bieten. Jedenfalls haben sich die Preise geändert … enorm!!! Für den Reisebericht 2020 klicke hier.

Wir kaufen bei COOP ein und kommen dann zum Platz zurück. Dann gehen die Jungs rodeln und wir spazieren noch eine kleine Runde und erfreuen uns am Schnee.

Dann bereiten wir alle zusammen im Aufenthaltsraum (mit Küche) das Abendbrot zu. Hier bleiben wir gleich, denn Gesellschaftsspiele spielend beenden wir diesen Tag. Die Temperaturen sind auf etwa -5°C gesunken. Für die Nordschweden ist es sicher ein ungewohnt lauer Winter.



Mittwoch, 31.12.2008

Silvester

Als Silvester wird in einigen europäischen Sprachen der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres, bezeichnet. Nach dem römisch-katholischen Heiligenkalender ist Papst Silvester I. († 31. Dezember 335) der Tagesheilige. Auf Silvester folgt mit dem Neujahrstag der 1. Januar des folgenden Jahres.*

Gegen 8³° Uhr werden wir wach. Das Womo steht nicht mehr still. Es wackelt und zittert hin und her. Rollo hoch und hinaus gesehen … ohne Erfolg. Das Fenster im Alkoven ist so schnell wieder geschlossen, wie es geöffnet war. Schneesturm. Wir frühstücken und wissen schon beim Duft des leckeren Kaffees: gleich machen wir einen Spaziergang durch den Schnee, den Wind und durch die Kälte. Immerhin ist die Temperatur über Nacht auf – 13°C gefallen!!

Als wir losgehen kann man kaum Fotos machen, denn kaum sind die Finger aus dem Handschuh, werden sie schon steif und eiskalt und die Linse ist sofort voll Schnee.

Überall wo der kalte Wind auf die Haut kommt, brennt es und so mummeln wir uns ein.

Bald schon sind wir aus der Stadt zurück und gehen noch in die entgegengesetzte Richtung. Auf den Bänken, die an diesem Weg stehen, kann man sich sitzend das Nordlicht ansehen. Wir sehen leider kein Nordlicht, denn die Wolkendecke bleibt geschlossen.

EDIT 2020: Wir müssen bis 2020 warten, um Nordlichter sehen zu können. (Reisebericht)

Jahreswechsel 2500 Km von zu Hause

Um am heutigen Abend durchzuhalten ziehen wir uns ins Auto zurück und sehen uns DVD’s an. Den Aufenthaltsraum nutzen wir natürlich für unseren Silvesterabend. Es gibt Lachs und Mandelkartoffeln und auch andere Leckereien.

Knaller und Raketen gehören natürlich auch in Schweden zu Silvester. Das erste Mal lassen wir einen Ballon steigen. Eine gute Idee, die sich hier längst durchgesetzt hat, denn überall fliegen diese Ballons in den Himmel.

Lieber Leser – nun ist es Zeit auch dir ein gesundes 2009 zu wünschen! Bleibe gesund! Wir hören den bekannten ABBA-Song „Happy new year“ … was kann besser zum Jahreswechsel in Schweden passen? Dann gehen wir ins Bett, denn schon morgen beginnt unsere Rückreise …



Donnerstag, 01.01.2009

Fahrt nach Hause

Es ist Neujahr und wir machen uns gegen 8³° Uhr auf den Weg in die Heimat. Das ist der Preis, wenn die Ferien nicht länger sind. Es ist kalt. Das Thermometer steigt nicht mehr über -14°C. Kiruna lassen wir hinter uns und fahren ganz allein an diesem Morgen 
über die vereisten, einsamen Straßen.

Flüsse und Seen sind fest zugefroren und der Sonnenuntergang schließt sich immer noch direkt an den Sonnenaufgang an. Im Grunde dämmert es die ganzen 2 Stunden, wenn das Tageslicht durch die Dunkelheit schimmert. Um 11°°Uhr überqueren wir erneut den Polarkreis.

Hin und wieder machen wir kleine Pausen, haben allerdings ein großes Etappenziel ausgewählt. Heute noch wollen wir auf dem, uns von der Hinfahrt bekannten, IKEA-Parkplatz in Sundsvall übernachten. Gegen 20°°Uhr fahren wir auf den Parkplatz des großen Möbelhauses, stellen die Motoren ab. Nach dem Abendbrot noch ein kurzes Brettspiel und wir schlafen lange und fest.


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 860 Kilometer, Fahrzeit ca. 11 Stunden


Freitag, 02.01.2009

weiter nach Hause

Immer noch liegen die Minusgrade im zweistelligen Bereich. Noch immer ist der Abfluss unseres Badezimmerwaschbeckens eingefroren. Leider bleibt das nicht unser einziges Problem. Der Turbolader ist mit dem Ladeluftkühler durch einen  Gewebegummischlauch verbunden. Dieser wiederum wird seit einiger Zeit, unbemerkt von den FIAT-Monteuren (trotz 2 Inspektionen), von dem Ölmessstab angescheuert. Steter Tropfen höhlt den Stein und auf unserer Schwedenreise hat es der Ölmessstab geschafft. Der Ladedruck pfeift ins Freie und somit haben wir einen Leistungsverlust. Natürlich wird dieser durch erhöhten Kraftstoffverbrauch ausgeglichen … Panzerband hilft in diesem Fall sehr gut und so gehört es fortan zu unserem ständigen Begleiter.

Kaum hat IKEA geöffnet, frühstücken wir wie gehabt. Es ist lecker, preiswert und als wir satt sind machen wir uns gegen 11°°Uhr auf den Weg. Am Straßenrand erkennt man deutlich, dass es Stellenweise verdammt kalt wird. Die Temperatur sinkt bis auf -21°C.

16°°Uhr durchfahren wir Stockholm in südlicher Richtung und nach einiger Zeit kommen wir durch Jönköping. Wir werden bei der nächsten Möglichkeit schlafen, verständigen wir uns über Funk, und 20³°Uhr verstummen die Motoren. 

Rastplats Götaström

Webseite, googlemaps

Wir sitzen Abends noch ein bisschen zusammen und bald kehrt Ruhe ein …


Unsere heutige Tour in graphischer Darstellung:

ca. 710 Kilometer, Fahrzeit ca. 8 Stunden


Samstag, 03.01.2009

Der nächste Tag begrüßt uns mit -5°C. Endlich, denn sofort können wir das Waschbecken im Badezimmer benutzen. Die Eisverstopfung im Ablauf ist aufgetaut. Der heutige Tag hat es außerdem in sich, denn heut werden wir wieder über die Öresundbrücke fahren und wieder mit der Fähre nach Deutschland übersetzen. Das Wetter wird schlechter, aus Schneeregen wird Regen und von den 200 Km bis zur Brücke über den Oeresund fahren wir 150 Km in strömenden Regen.

Nur im Tunnel regnete es nicht :o)
Es sind etwa 150 Km vom Ende der Oeresundbrücke zum Fährhafen in Rodby – wir fahren sie komplett im Regen, bis plötzlich auf dem Navi eine Fähre erscheint: 

Wieder müssen wir nicht lange auf die Fähre warten. Passend holt uns die „Deutschland“ nach Hause.

(Top Spruch auf der Fähre (Wasser so weit man sieht): „Och, hier sind wir erst!„)

Nach einer stürmischen Überfahrt stehen wir wieder auf der Insel Fehmarn. Nun wollen wir zu MC Donalds Abendbrot essen und uns von Kathrin und Matthias verabschieden. Mit den Beiden hatten wir eine angenehme Reisebegleitung, sie wissen in Schweden gut bescheid und haben uns wertvolle Tipps geben können.

Noch in dieser Nacht kamen wir zu Hause an. Paradoxerweise schneit es in Brandenburg. Auf der Autobahn haben wir bis zu 8cm Neuschnee!!! Der Winter greift mit eisigen Händen gerade nach Deutschland und lässt die Temperaturen ebenfalls weit unter -10°C sinken.

Wir kommen gut nach Hause und sind voller neuer Eindrücke und wir haben ein Land kennengelernt, das uns in der nächsten Zeit noch sehr beschäftigen wird.


ca. 800 Kilometer, Fahrzeit ca. 10 Stunden

Fazit:

Es war ein fantastisches Erlebnis in dieser von Kälte, Eis und Schnee geprägten Winterlandschaft den Jahreswechsel zu verbringen. Das Eishotel, als eigentliches Ziel der Reise, beeindruckte uns nachhaltig.

5289 Km legten wir zurück und mit Winterreifen (Continental Vanco Winter 2 ) verbrauchte unser 130 PS turboaufgeladener FIAT Dieselmotor 10,7 ltr Kraftstoff. Die Winterreifen sind eine gute Wahl, jedoch sind sie sehr weich und für Schneeketten nicht gut geeignet, denn die Ketten setzen dem Reifen sehr zu.

Auf der Fahrt haben wir Parkplätze zum Schlafen genutzt, standen auch auf IKEA Parkplätzen, um am nächsten Tag sofort dort zu frühstücken. (IKEA öffnet 9³° Uhr)

Eine Nacht auf dem Campingplatz Kiruna kostete für 4 Personen incl. Strom, Benutzung des Aufenthaltsraumes mit Kochplatten, Backofen usw., Sauna, Internet und Dusche ohne Zeitbegrenzung 25,-€/Nacht.

Unser Cristall-Aufbau kam (bei Abgrenzung des Fahrerhauses mit einer Iso-Matte über Nacht) trotz eisiger Temperaturen mit zwei 11Kg Gasflaschen aus. Dabei muss man bedenken, das während der Fahrt der Motor heizt und somit den Verbrauch der Gasmenge verfälscht. Der Abfluss des Waschbeckens ist eingefroren und verhinderte somit die Benutzung komplett. Das Fahrerhaus ist nicht isoliert und die Kälte ist auf den Fahrer-& Beifahrersitz unerträglich, wenn das Fahrzeug steht. Selbst der 2000W Heizlüfter schafft im Dauerbetrieb keine Abhilfe …

* Wikipedia

2 Antworten auf „Winter in Kiruna 2008 II“

  1. Dieser dokumentierte Reisebericht hat mir sehr gut gefallen und ein paar nicht unwesentliche Informationen geliefert. Ich bereite mich gerade vor im März Skandinavian mit dem PKW zu bereisen. Schlafen im PKW ist angedacht weil es schon im Juni sehr gut geklappt hat.
    Ich werde versuchen eine Nacht im Eishotel zu übernachten und im Raum Kiruna wenigsten ein Polarlicht zu sehen und zu fotografieren.

    Vielen Dank für euren Bericht sagt Paul

    1. Hallo Paul, vielen Dank für deine Nachricht. Ich wünsche dir eine erlebnisreiche Reise und hoffe sehr das du Polarlichter sehen wirst, denn sie sind schon etwas besonderes!! Die Nacht im Eishotel wird sicher etwas besonderes werden!!
      Bis bald,, Stefan

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